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Der Lehrfilm zwischen Politik und Unterricht: Zur Einführung und Wirkung eines neuen Bildungsmediums in internationaler Perspektive, 1918 bis 1939

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257522893
 
In bildungspolitischen Debatten spielt der Zusammenhang von in der Schule vermittelten Wissensinhalten und den Formen dieser Vermittlung eine zentrale Rolle. Damit verbunden ist die Frage, wie neue Medien Lehr- und Lernprozesse im Unterricht beeinflussen. Der Blick auf die Geschichte zeigt, dass insbesondere Perioden gesellschaftlicher Wandlungs- und Reformprozesse als Katalysator für die Definition neuen Wissens und die damit verbundene Produktion und Einführung innovativer Lehr- und Lernmittel in die Schule wirken können. Eine historische Annäherung an das Phänomen "neue Medien" kann den Blick auf die heutigen Debatten in zweifacher Hinsicht erweitern: Zum einen erlaubt sie eine Analyse verwandter Reaktionen auf und Strategien des Umgangs mit - aus Sicht der Zeitgenossen - neuen Medien, die sich, so die Hypothese, in Inhalt und Ausrichtung nicht wesentlich von der heutigen Debatte unterschieden. Zum anderen kann rückschauend die Frage nach dem mittelfristigen Einfluss neuer Medien auf die Lehr- und Lernkontexte beantwortet werden. Das Projekt untersucht die Einführung eines neuen schulischen Mediums - des Lehrfilms - in der Zwischenkriegszeit und fragt danach, wie neue Wissensinhalte durch Schulpolitik, Lehrerschaft und Produzenten verhandelt wurden und ob und wie dieses neue Medienformat zu einer Veränderung von Lehrinhalten und -methoden führte. Dies geschieht am Beispiel der Repräsentationen des Kolonialismus in Schulbüchern und Lehrfilmen im trinationalen Vergleich zwischen Deutschland, Frankreich und Italien sowie im Kontext des transnationalen Wissenstransfers in diesem Zeitraum. Der neuartige Ansatz dieses auf einem bisher kaum ausgewerteten Quellenkorpus beruhenden Projektes besteht darin, dass es erstmals das Schulbuch in den Kontext anderer Bildungsmedien stellt und so das Feld der historischen Bildungsmedienforschung erweitert. Es betritt methodisches Neuland, indem es die Schulbuch- mit der Filmanalyse verbindet. Der komparatistische-transnationale Ansatz erlaubt einerseits den internationalen Vergleich und andererseits die Einbeziehung zentraler transnationaler Akteure, die zur Verbreitung des neuen Bildungsmediums beitrugen. Indem das Projekt anhand der Analyse von Konstruktionsweisen und Wahrnehmungsmustern des Kolonialismus in Lehrfilmen und im Schulbuch die Frage stellt, ob es eine Differenz zwischen der "wissenschaftlichen", am Medium des Texts orientierten Vermittlung des Kolonialismus in den Lehrbüchern und der auf "Anschaulichkeit" verpflichteten Darstellungslogik des Lehrfilms gab, verortet es sich an der Schnittstelle von historischer Bildungs(medien)forschung, Medien- und Geschichtswissenschaft. Es strebt zudem an, methodische Neuansätze wie den Visual Turn für die historische Bildungs(medien)forschung nicht nur zu operationalisieren, sondern sie zu erweitern, indem es sich auf die Analyse "bewegter Bilder" konzentriert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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