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Der Lehrfilm zwischen Politik und Unterricht: Zur Einführung und Wirkung eines neuen Bildungsmediums in internationaler Perspektive, 1918 bis 1939

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257522893
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt „Der Lehrfilm in der Zwischenkriegszeit. Deutschland, Frankreich und Italien im Vergleich“ untersuchte die Diskurse, Praktiken und Kooperationen in der Zeit zwischen 1918 und 1939 in einem trinationalen Vergleich. Verbunden ist damit ein Fragekomplex, der den Forschungsgegenstand Lehrfilm in historischer, pädagogischer und politischer Hinsicht erörtert. Dazu gehörten (1) welche Argumentationsstrategien bei der Einführung dieses neuen Bildungsmediums entwickelt wurden und welche Akteure hieran beteiligt waren; (2) wie sich das visuelle Bildungsmedium in den einzelnen nationalen Bildungskulturen verortete; (3) welche Bedeutung der Lehrfilm für die Produktion und Popularisierung von Wissen hatte und ob mediendidaktische Konzepte im Vergleich zu den traditionell textorientierte Lehrmitteln, wie dem Schulbuch, an Einfluss gewannen; und schließlich (4) die Frage nach der starken transnationalen Vernetzung im Lehrfilmbereich, die insbesondere durch den Völkerbund in den 1920er und 1930er Jahren gefördert wurde. Auf der Basis eines umfangreichen Quellenbestandes, der in Archiven in Genf, Paris, Rom, Florenz, Straßburg sowie Koblenz und Berlin gesichtet und ausgewertet wurde, rekonstruierten drei Teilstudien das bildungshistorische Themenfeld Lehrfilm. Hierzu gehörte zum einen eine Untersuchung, die sich mit den pädagogischen, politischen und technischen Rahmenbedingungen bei der Einführung des Lehrfilms in der Weimarer Republik und während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigte. Um die diachrone und synchrone Entwicklung der Diskussion in allen drei Ländern darzustellen, wurde das neue Medium Lehrfilm mit dem konventionellen Medium Schulbuch verglichen. Als thematischer Vergleichsfokus diente der Unterrichtsgegenstand Kolonialismus, der Bestandteil des deutschen, französischen und italienischen Geschichts- und Geografiecurriculums war. Zum anderen wurden in einer zweiten Studie die erkenntnistheoretisch-pädagogischen Diskurse in Frankreich und Italien analysiert und auf ihre politische Zielsetzung untersucht. Sowohl die Dritte Republik als auch das faschistische Italien setzten das neue Bildungsmedium Lehrfilm im Unterricht ein und versuchten durch die anschaulichen Bewegtbilder, ihre Bürger und Bürgerinnen politisch zu beeinflussen. Dies geschah oftmals durch Lehrfilme, die das Sujet Kolonialismus aufgriffen. Die dritte Teilstudie setzte sich mit der Konstituierung transnationaler Bildungsräume durch die internationale Kooperation im Lehrfilmbereich auseinander. So sah der Völkerbund im Lehrfilm eine Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern über nationale Ländergrenzen hinweg Wissen zu vermitteln, sie über das Geschehen in der Welt zu informieren und auf diese Weise zur Völkerverständigung beizutragen. Die Schule sollte mithilfe des Lehrfilms in eine friedensorientierte Institution transformieren werden. Das Projekt stellt einen Beitrag zur Rekonstruktion historischer Bildungsdiskurse dar und erweiterte die historisch-kulturwissenschaftlichen Forschungsfelder Medienwandel und Bildungsmedienforschung, denen im Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um die Anwendungsmöglichkeiten digitaler Medien im Schulunterricht große Relevanz zukommt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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