Detailseite
Projekt Druckansicht

Live, learn, lead: Lernformen und Bildungsbedürfnisse Erwachsener in den Rahmungen Lebenslangen Lernens

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2014 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258758132
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgehend von der theoretischen Grundlegung der Beeinflussung von Individuen durch Herrschaftstechniken, die sich der Prozesse der Individuen auf sich selbst bedienen bzw. des Ineinandergreifens von Herrschafts- und Selbsttechniken im Sinne der Gouvernementalität (Foucault) haben wir in unserer empirischen Erhebung Interviewtexte generiert, die sowohl erzählerischen Charakter haben als auch manifeste Antworten auf Nachfragen darstellen. So konnten wir durch den Vergleich von latenten Sinnstrukturen und manifesten Aussagen in den Interviewtexten auch vorbewusste bzw. konjunktive Erfahrungsebenen (Mannheim) herausarbeiten. Gerade bei dem Thema der Rezeption von Appellen des Lebenslangen Lernens, die zwar als Diskurs in bildungspolitischen Dokumenten greifbar und als Top-Down-Strategie angelegt sind, dennoch nicht manifest in der Wirklichkeit existieren und erst in den Konstruktionen der Individuen zur Wirkung kommen, ist die Ebene der vorbewussten Erfahrung bzw. der konjunktiven Erfahrungsräume der Individuen von besonderer Bedeutung. Unsere Untersuchungen haben insgesamt gezeigt, dass die Interviewpersonen nur zu einem geringen Teil die Appelle des Lebenslangen Lernens ohne Einschränkungen gutheißen. Es überwiegen ambivalente und differenzierte Rezeptionen. Insbesondere werden Ambivalenzen durch unterschiedliche Rezeptionen auf der Wissens-, der Handlungs- und der Wertungsebene deutlich, die auch bewusste von vorbewussten Rezeptionen beinhalten. Unsere Entscheidung, Personen aus zwei unterschiedlichen Samples zu interviewen – zum einen unterschiedliche Personen, die sich durch Bildungsstand und Alter unterschieden, zum anderen eine spezifische Personengruppe der gesellschaftskritischen „Aussteiger“ – hat dieses Ergebnis bekräftigt. Entgegen der Vermutung, im zweiten Sample eine Übereinstimmung in Form von kritischem Bewusstsein und Agieren vorzufinden, überwogen auch hier Ambivalenzen, vor allem auf der Handlungs- und Wertungsebene. Darüber hinaus hat die Erhebung von Interviews mit unterschiedlichen Alterskohorten signifikant unterschiedliche Rezeptionen durch die Kohorten gezeigt. Interessant ist, dass die Rezeptionen gesellschaftlicher Appelle des Lebenslangen Lernens offenbar in den Jahren der schulischen und beruflichen Ausbildung grundgelegt wurden, sodass wir die jeweiligen bildungspolitischen Situationen der Jahre 1965-1985, 1980-2000 und 1995-2015 als Hintergrundfolie herangezogen haben. Insbesondere die Interviews der älteren Kohorte zeigen sich als interessante Vergleichsfolie gegenüber den Interviews der jüngeren Kohorte, weil sich in diesem Rahmen die bildungspolitischen Situationen maximal unterscheiden. In Hinsicht auf die Arten der Rezeption haben wir Rezeptionsarenen, Rezeptionsebenen und Rezeptionshaltungen unterschieden: Mit den Rezeptionsarenen bezeichneten wir Bereiche, in denen Individuen mit gesellschaftlichen Appellen in Berührung kommen und die in der Unterscheidung zwischen „Interaktion“, „Struktur“ und „Normativität“ eine je spezifische Wirkung ausüben. Die Unterscheidung der Rezeptionsebenen „Wissen“, „Handlung“, und „Wertung“ erwies sich als Türöffner, um bewusste und vorbewusste Rezeptionen einzufangen. Schließlich konnten wir mit den Rezeptionshaltungen „Identifikation“, „Anpassung“, „Distanzierung“ und „Abwehr“, die auf einer analytischen Ebene unterschieden wurden, spezifische Haltungen gegenüber den Appellen des Lebenslangen Lernens festmachen. Als Folgeuntersuchung erscheint uns eine empirische Untersuchung mit dem Fokus auf die jüngere Kohorte anhand von ausgewählten Samples sinnvoll, um deren Rezeptionshaltungen differenzierter und spezifischer abbilden zu können.

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung