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Rechtsextremismus und Gender: politische Sozialisation und Radikalisierungsprozesse im ländlichen Raum. Eine Fallstudie.

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260066309
 
Bereits eine Täterstrukturanalyse aus dem Jahr 1993 zu fremdenfeindlicher Gewalt hat Hinweise dafür geliefert, dass solche überproportional im ländlichen Raum auftritt. Sowohl Sicherheitsbehörden als auch zivilgesellschaftliche Initiativen gegen Rechtsextremismus oder politische Akteure beobachten, dass der ländliche Raum als Rückzugsraum von extrem rechten Gruppen genutzt wird. Befunde aus der aktuelleren Rechtsextremismusforschung legen ein Stadt-Land-Gefälle in der Entwicklung einer demokratischen politischen Kultur und ein Land-Stadt-Gefälle in der Entwicklung von rechtsextremistischen Einstellungspotenzialen nahe. In dieser neueren Forschung rückt nunmehr auch die Frage nach den sozio- und politisch-kulturellen Kontextbedingungen von rechtsextremistischen Einstellungen im politischen Sozialisationsprozess sowie von Radikalisierungsprozessen in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses. Weiterhin liegen keine gesicherten Erkenntnisse darüber vor, in welchem Umfang (junge) Frauen in die extrem rechte Szene eingebunden sind. Die Geschlechterforschung hat in den vergangenen über zwei Jahrzehnten wichtige Erkenntnisse über Beteiligungsformen von Mädchen und Frauen im Rechtsextremismus und über individuelle Sozialisationserfahrungen, die einen Einstieg in extrem rechte und/oder gewaltaffine Gruppen führen können ebenso hervorgebracht, wie über die Konstitution und die Bedeutung des Geschlechterverhältnisses in diesem politischen Spektrum. Bislang sind diese jedoch nicht systematisch in die Rechtsextremismusforschung eingeflossen. Dies gilt insbesondere für die Frage nach den sozio- und politisch-kulturellen Kontextbedingungen von Einstiegs- und Radikalisierungsprozessen. An der Frage nach den Kontextbedingungen von Einstiegs- und Radikalisierungsprozessen unter geschlechtervergleichender Perspektive und den Forschungsdesideraten zum ländlichen Raum will das geplante Projekt ansetzen und folgt der erkenntnisleitenden Fragestellung: Welche Gelegenheitsstrukturen im ländlichen Raum begünstigen extrem rechte Radikalisierungsprozesse bei jungen Frauen und Männern? Diese Fragestellung soll im Rahmen einer Fallstudie im hessischen Lahn-Dill-Kreis mit den methodischen Instrumenten der teilnehmenden Beobachtung, von Gruppendiskussionen und Experteninterviews empirisch untersucht werden. Über eine Ereignisdatenerhebung soll auf der Grundlage der Medienberichterstattung bundesweit erhoben werden, wie sich das Stadt-Land-Gefälle bei extrem rechten und menschenfeindlichen Straf- und Gewalttaten strukturiert, und die Beteiligungsformen von Frauen und Männern sollen rekonstruiert werden. Ein vorsortierter Pressespiegel aus dem Berliner Projekt Respectabel steht hierfür zur Verfügung. Diese Erhebung soll zudem ermöglichen, die Befunde aus der Fallstudie in das Gesamtgeschehen einzuordnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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