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Emotionsregulation bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung: funktional neuronale Korrelate habitueller und instruierter Akzeptanz und Suppression von positiven und negativen Gefühlen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260615460
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Obwohl eine dysregulierte Emotionsregulation zentral für die deutlichen emotionalen Veränderungen von BPS-Patientinnen ist, sind die neuronalen Mechanismen in weiten Teilen noch unverstanden. Mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) gingen wir der Frage nach, ob mangelnde Emotionsakzeptanz zu einer dysregulierten emotionalen Reaktion von Patienten mit BPS beiträgt. Wir verwendeten hierzu, erstens, ein korrelatives Design, bei dem mittels Fragebögen die Emotionenakzeptanz bei BPS-Patienten und gesunden Kontrollpersonen erfasst und mit Hirnaktivierungen in Reaktion auf emotionale (negative und positive) visuelle Stimuli in Verbindung gebracht wurde. Zweitens untersuchten wir die Auswirkungen instruierter Unterdrückung und Akzeptanz von Gefühlen in Reaktion auf emotionale visuelle Stimuli nach Durchführung eines kurzen Emotionsregulationstrainings. Zunächst berichteten die BPS-Patientinnen auf Verhaltensebene – wie erwartet - eine verminderte Emotionsakzeptanz. Nach Konfrontation mit negativen Stimuli (versus neutralen Stimuli) unter fMRT-Bedingungen zeigten sie verglichen mit gesunden Probanden eine verstärkte Aktivierung fronto-striataler und temporaler Hirnregionen. Die Aktivierung striataler Hirnstrukturen war dabei negativ mit der habituellen Emotionsakzeptanz korreliert. Unser Ergebnis einer erhöhten dorso-striatalen Aktivierung kann in diesem Rahmen als neuronales Korrelat eines Verhaltensimpulses oder exekutiver Prozesse in Reaktion auf eine stressauslösende und nicht akzeptierte emotionale Reaktion verstanden werden. Wenn BPS-Patientinnen instruiert wurden, aufkommende Emotionen zu akzeptieren, zeigten sie im Vergleich zu gesunden Frauen weniger Aktivierung in der bilateralen Insula. Dieser Befund könnte mit einer eingeschränkten Fähigkeit assoziiert sein, eigene emotionale Zustände bewusst wahrzunehmen und zu akzeptieren. Somit weisen beide Studienarme darauf hin, dass eine verbesserte Emotionsakzeptanz dazu beitragen könnte, die neuronalen Grundlagen emotionaler Reaktionen zu normalisieren. Ein kurzes Training scheint dazu nicht auszureichen. Damit unterstützen die Ergebnisse Therapieansätze wie die Dialektische Behaviorale Therapie (DBT; Linehan, 1993), bei denen das Training der Emotionsakzeptanz in ein Psychotherapeutisches Gesamtkonzept eingebunden ist. Die weitere Forschung muss zeigen, ob entsprechende therapeutische Ansätze tatsächlich zu einer Normalisierung der Emotionsakzeptanz und ihrer neuronalen Korrelate bei BPS-Patientinnen führen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2019) Nonacceptance of negative emotions in women with borderline personality disorder: association with neuroactivity of the dorsal striatum. Journal of Psychiatry and Neuroscience 44 (5) 303-312
    Lamers, A., Toepper, M., Carvalho Fernando, S.; Schlosser, N., Woermann, F. G., Driessen,
    (Siehe online unter https://dx.doi.org/10.1503%2Fjpn.180077)
 
 

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