Detailseite
Projekt Druckansicht

Einheit und Vereinheitlichung in der Intensionalen Semantik

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261494742
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt diente einer Untersuchung der Beziehungen zwischen verschiedenen formal-semantischen Modellen für die Interpretation von intensionalen Konstruktionen des Englischen (insbes. für Konstruktionen mit propositionalen Einstellungsverben wie believe, Erreichungs-/Zustandsveränderungsverben wie rise, und Begriffsnomen wie temperature). Solche Konstruktionen widersetzen sich der wahrheitserhaltenden Ersetzung ihrer grammatischen Konstituenten durch bezugsgleiche oder wahrheitskonditional äquivalente Ausdrücke: So geht in dem Satz Mary believes that Phil is a groundhog die Ersetzung des Artnamens groundhog durch den bezugsgleichen Namen woodchuck möglicherweise mit einer Veränderung des Wahrheitswertes einher. (Dies ist z.B. der Fall, wenn Mary glaubt, dass Phil is a groundhog wahr, aber Phil is a woodchuck falsch ist.) Um derartige Ersetzungen zu verhindern, nehmen die Modelle von intensional-semantischen Theorien feinkörnigere Gegenstände an, die die semantischen Beiträge von bezugsgleichen bzw. wahrheitskonditional äquivalenten Ausdrücken unterscheiden. Diese Gegenstände umfassen u.a. semantisch primitive (d.h. nicht-analysierbare) Propositionen und/oder Individuenkonzepte (s. eigenschaftstheoretische Modelle) und partielle Mengen von Situationen und/oder parakonsistente Mengen von unmoglichen Welten (s. Modelle von ‘generalisierten’ klassischen (d.s. ‘mögliche Welten’-) Theorien). Das Projekt erforschte die Gemeinsamkeiten dieser Modelle in Bezug auf ihre Wahl an Basistypen und untersuchte die Kodierungsrelationen zwischen Gegenstanden der verschiedenen Typen. Um diese Kodierungsrelation für die Reduktion von Modellen (und nicht nur von den Bereichen [‘frames’] dieser Modelle) verwenden zu konnen, entwickelte das Projekt eine Vorlage für die ontologische Reduktion von formal-semantischen Modellen. Diese Vorlage erweitert die Kodierungsrelationen um eine Typenkonversionsregel, eine diese Konversion berücksichtigende Übersetzungsregel und Beschränkungen auf die Interpretationsfunktion des reduzierenden Modells. Auf der Grundlage der Literatur war das Projekt zunächst von einer Unterscheidung folgender zwei Klassen unterschiedlich feinkörniger Modelle ausgegangen: (i) Modelle von klassischen und generalisierten klassischen Theorien (grobkörnig/intensional), und (ii) eigenschaftstheoretische Modelle (feinkörnig/hyperintensional). Weitere Forschungen zeigten jedoch, dass die ‘Grenze’ zwischen intensionalen und hyperintensional Modellen tatsächlich innerhalb der Klasse der generalisierten Modelle verläuft. Insbesondere beschreibt Liefke eine hyperintensionale Semantik, die weder primitive Propositionen noch primitive Individuenkonzepte oder einen erweiterten Individuenbereich annimmt. (Die größere Feinkörnigkeit von Sprachbedeutungen wird dort durch die Verwendung von zentrierten Situationen und die unterschiedliche Interpretation von wahrheitskonditional äquivalenten Ausdrücken an derselben zentrierten Situation gewonnen). Eine zentrale Motivation für das Projekt lag in der Erwartung, Einsicht in die Anforderungen an ontologisch ‘minimale’ Modelle für die o.g. intensionalen Konstruktionen zu gewinnen. Das Projekt identifizierte diese Anforderungen über die ontologischen Gemeinsamkeiten der hyperintensionalen Modelle: Diese haben alle einen partitionierten Grundbereich mit mindestens einem algebraischen Element (z.B. Wahrheitswerte, Wahrheitskombinationen) und einem intensionalen Element (z.B. Situationen, unmögliche Welten, primitive Propositionen). Entgegen der ursprünglichen Projekthypothese ist für die angemessene Modellierung von intensionalen Konstruktionen kein hyperintensionales Element erforderlich. Zur Überraschung der Projektleiterin erwiesen sich einige intensionale Gegenstände (insbes. Individuenkonzepte und Eigenschaften von Individuenkonzepten) auf Gegenstände einer extensionalen Ontologie reduzierbar. Eine solche Ontologie nimmt ausschließlich primitive Individuen und Wahrheitswerte - aber keine Welten, Situationen, oder primitiven Propositionen - an. Um die beschriebene Reduktion zu ermöglichen, verwenden Liefke und Sanders bekannte Konzepte aus der Rekursionstheorie höherer Ordnung (insbes. das Konzept eines associates) (Kleene 1957; Kreisel 1957). Die resultierende Reduzierbarkeit ermöglicht die ‘extensionale’ Interpretation eines intensionales Sprachfragmentes mit Begriffsnomen und Erreichungs-/Zustandsveränderungsverben.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung