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Ungleiche Opfer: Anerkennungsprozesse nach genozidaler Massengewalt. Deutschland, Ruanda und Kambodscha im Vergleich

Antragstellerin Dr. Christina Ullrich
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 261785475
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Weichenstellungen, die die neue kambodschanische Regierung 1979 unter den Augen der Vietnamesen vornahmen, verweisen zwingend auf die Erfahrungen, Praktiken und propagandistischen Rahmungen der Vietnamesen während des Vietnamkrieges bzw. des II. Indochinakrieges. Dasselbe Personal, das für die Dokumentation von US-Kriegsverbrechen in Nordvietnam und dessen öffentlichkeitswirksame Verbreitung, insbesondere auch in Europa, zuständig war, übernahm zu Beginn 1979 die Dokumentation und Vorbereitung des PRT sowie die Umgestaltung des Tatortes S-21 in einen Ort, der für die staatliche Geschichtserzählung des Landes bis heute zentral ist. Von einer Selbstermächtigung der Überlebenden im Land kann bis heute nur in Ansätzen gesprochen werden, wie nachhaltig die Ermöglichungsstrukturen gesellschaftlich über den Prozess hinaus in Kambodscha sein werden, bleibt abzuwarten. Alltägliche Fragen des Überlebens, das zeigten auch Umfragen unter Überlebenden zu Reparationen, stehen an erster Stelle. Die DDR half mit, den offiziellen Umgang mit der Geschichte zu formen und sah sich mit ihrer eigenen Geschichte als Vorbild. Den Blick geprägt auf die Opfer haben wiederum jene Akteure, die sich mit ihnen – zeitweise – befassten. Ganz aus dem Blick gerieten über die Erfahrungen und das Ausmaß des Mordens zwischen 1975 und 1979 im Anschluss jene Opfererfahrungen aus der gewaltvollen Zeit vor 1975 und das, obwohl JournalistInnen als auch Experten diese Konflikte und Verbrechen beschrieben hatten und auch nachher noch diesen Konflikt begleiteten. Diese Erzählungen wurden überlagert. Ebenso wie das staatliche Narrativ die ihm entgegenlaufenden Erfahrungen und Empfindungen von Überlebenden überlagerte. Umgekehrt ist zu beobachten, dass Überlebende Versatzstücke der offiziellen Erzählungen übernommen und in ihre eigene „öffentliche“ Erzählung eingebaut haben. In der Geschichte seit 1979 kamen die Opfer in Kambodscha immer wieder in sämtlichen Bereichen vor, in denen sich unterschiedliche Akteure mit dem Land und seiner gewaltvollen Geschichte auseinandersetzten. Doch es brauchte bis heute, damit sie eine Stimme bekommen. Nur wenige im ausländischen Exil hatten und wählten die Möglichkeit, ihre Stimme hörbar zu machen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Erwähnungen von gefundenen Archivalien und sich daraus ergebenden neuen Sachverhalten in: Tuol Sleng Genocide Museum, 40 years: Remembering the victims of S-21, Phnom Penh 2019
    Christina Ullrich
  • „Im Mittelpunkt steht die Erfahrungsvermittlung“. Die Unterstützung der DDR für das staatliche Geschichtsnarrativ Kambodschas, in: Jochen Voit/Leon Biala (Hrsg.), Gewalt und Freundschaft. Kambodscha und die DDR im Zeitalter der Ideologien, Weimar 2021, S. 71-104
    Christina Ullrich
 
 

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