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Die Europäische Ehe - Konsensuale und alternative Konfliktlösungen für transnationale Partnerschaften

Fachliche Zuordnung Privatrecht
Förderung Förderung von 2006 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 26191721
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Während der Laufzeit des Forschungsprojekts konnten die Grundlagen des Modells der Europäischen Ehe erarbeitet werden. Ein optionaler Rechtsrahmen, den Paare statt einer Ehe rein nationalen Rechts wählen können, schafft Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit für Paare, deren Beziehungen grenzüberschreitende Bezüge aufweisen, und verhindert, dass die bestehende Rechtsvielfalt sie in ihrer Mobilität beeinträchtigt. Ein auf gemeinsamen europäischen Grundlagen beruhendes optionales europäisches Eherecht muss Regelungen über die Eheschließung, die Ehewirkungen sowie vor allem die Scheidung und die Scheidungsfolgen umfassen. Ein solches Modell der Europäischen Ehe hat nicht nur den spezifischen Bedürfnissen transnationaler Paare Rechnung tragen, sondern auch die Erkenntnisse der internationalen Scheidungsforschung zu berücksichtigen. Vorrangiges Ziel sind daher die Förderung einvernehmlicher Lösungen und insbesondere im Interesse der betroffenen Kinder die Deeskalation der Konflikte. Gewährleistet werden muss zudem gerade in mobilen Partnerschaften die gerechte Verteilung der wirtschaftlichen Folgen einvernehmlich gewählter Aufgabenteilung. Scheidungs- und Scheidungsfolgenrecht als Kernstück des Optionsmodells sind nicht nur in materiellrechtlicher, sondern auch in verfahrensrechtlicher Hinsicht so auszugestalten, dass einvernehmliche Regelungen in allen Phasen des familiären Konflikts begünstigt werden. Mediationsverfahren als Instrumenten der konsensualen Streitbeilegung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Bereits bei Eingehung einer Europäischen Ehe ist daher die Möglichkeit zu eröffnen, eine Mediationsklausel zu vereinbaren. Mediationsvereinbarungen bedürfen jedoch wie Scheidungsvereinbarungen einer gerichtlichen Kontrolle, um die Interessen der Kinder und des wirtschaftlich schwächeren Ehepartners zu gewährleisten und Freiheit und Schutz zum Ausgleich zu bringen. Ein Modell der Europäischen Ehe zu entwickeln, stellt in erster Linie ein wissenschaftliches Projekt dar. Angesichts der Tatsache, dass „Liebe, Partnerschaft und Familie“ die mit Abstand bedeutendsten Migrationsfaktoren in der EU bilden, ist das Konzept der Europäischen Ehe aber nicht nur in der Fachwelt auf großes Interesse gestoßen, sondern auch in den Publikumsmedien, wie die ZDF-Reportage "Reif für die Europa-Ehe?" und der Beitrag zur Europäischen Ehe im Europa-Magazin, dem Magazin der Europäischen Kommission in Finnland, sowie zahlreiche Interviewanfragen seither belegen. Durchaus im Bereich des Möglichen erscheint zudem eine politische Umsetzung des wissenschaftlichen Projekts: Die Forschungsarbeiten haben zur Beteiligung am EU-Projekt „Empowering European Families - Towards more party autonomy in European family and succession law“ geführt. Dessen Ziel ist es, auf umfassender rechtsvergleichender Grundlage konkrete Modelle für Rechtswahl- und Gerichtsstandsklauseln, Mediationsabreden sowie Scheidungs- und Trennungsverträge zu entwickeln, um angesichts der bestehenden Rechtsvielfalt für grenzüberschreitende Paare und Familien mehr Rechtssicherheit zu gewährleisten. Derartige Modellvereinbarungen stellen einen bedeutenden ersten Schritt auf dem Weg zu einem optionalen Modell der Europäischen Ehe dar.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Die Europäische Ehe. Ein optionales Modell für transnationale Partnerschaften, Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs (BRGÖ) 1/2012, 138 - 148
    Nina Dethloff
  • Plädoyer für eine staatliche Information über die Rechtsfolgen der Eheschließung, in: Confronting the Frontiers of Family and Succession Law - Liber Amicorum Walter Pintens, hrsg. von Verbeke/Scherpe u.a., Verlag Intersentia, Cambridge 2012, S. 473 - 491
    Nina Dethloff
  • Die Form der Eheschließung – Ehe im Zentrum der Interessen von Staat und Religion – eine rechtsvergleichende Untersuchung der obligatorischen und fakultativen Zivileheschließung am Beispiel Deutschlands und Schwedens, V&R unipress Bonn University Press, Bonn 2013 (515 Seiten)
    Maschwitz
  • Die Rolle der Parteiautonomie im europäischen Kollisionsrecht, Beiträge zum ausländischen und internationalen Privatrecht, Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2013 (668 Seiten)
    Kroll-Ludwigs
  • Konsensuale und alternative Konfliktlösungen für internationale Paare, in: Freiwilligkeit, Zwang und Gerechtigkeit im Kontext der Mediation, Schriften zur Mediation und außergerichtlichen Konfliktlösung, Bd. 3, hrsg. von Althammer/Dethloff u.a., Wolfgang Metzner Verlag, Frankfurt/M. 2013, S. 9 - 23
    Nina Dethloff
  • Zusammenspiel der Rechtsquellen: aus privatrechtlicher Perspektive, Vortrag anlässlich der 33. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Internationales Recht, Internationales, nationales und privates Recht: Hybridisierung der Rechtsordnungen?, 13. bis 16. März 2013, Luzern
    Nina Dethloff
  • Denn sie wissen nicht, was sie tun – Parteiautonomie im Internationalen Familienrecht, in: Festschrift für Dieter Martiny zum 70. Geburtstag, hrsg. von Witzleb/Ellger u.a., Verlag Mohr Siebeck, Tübingen 2014, S. 41 - 65
    Nina Dethloff
  • Ehegatten in der Haftung – Haushaltsschulden in europäischer Perspektive, in: Familie – Recht – Ethik, Festschrift für Gerd Brudermüller zum 65. Geburtstag, hrsg. von Götz/Schwenzer u.a., Verlag C. H. Beck, München 2014, S. 141 - 148
    Nina Dethloff
  • Familienkonflikte vor Gericht - Eine rechtsvergleichende Perspektive, in: Rechtslage - Rechtserkenntnis, Rechtsdurchsetzung, Festschrift für Eberhard Schilken zum 70. Geburtstag, hrsg. von Meller-Hannich/Haertlein u.a., Verlag C.H. Beck, München 2015, S. 249 - 259
    Nina Dethloff
  • Mediation als Verfahren der konsensualen Konfliktbeilegung bei Trennung und Scheidung – Eine rechtsvergleichende Betrachtung des deutschen, spanischen und katalanischen Rechts, Schriften der Deutsch-Spanischen Juristenvereinigung, Verlag PL Academic Research, Frankfurt am Main 2015 (284 Seiten)
    Nietfeld
  • Nacheheliche Verantwortung in Frankreich und Deutschland – Eine rechtsvergleichende Untersuchung zu Grund und Grenzen zeitgemäßen Unterhalts. Intersentia Uitgevers NV, 2017 (ca. 337 S.)
    Kaesling
 
 

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