Detailseite
Projekt Druckansicht

Afrikawissen. Diskurse und Praktiken der Schulbuchentwicklung in Deutschland und England (1945-1995)

Antragsteller Dr. Robert Maier, seit 10/2015
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262099283
 
Das Projekt untersucht Konstanz und Wandel von afrikabezogenem Wissen sowie darauf bezogene politische und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse zwischen 1945 und 1995 in der Bundesrepublik, der DDR und England. Den zentralen Untersuchungsgegenstand und eine wichtige Quelle bilden Schulbücher. Als (Massen)Medien, denen eine besondere Objektivität und Wirkmächtigkeit zugesprochen wird, die staatlich gerahmt bzw. politisch geprägt sind und gerade deshalb zu gesellschaftlichen Debatten anregen, bieten Schulbücher einen besonders aufschlussreichen Zugang zu Deutungsmustern und Ordnungen des Wissens einer Gesellschaft. Im diachronen und synchronen Vergleich werden Lehrplanvorgaben und Schulbuchrepräsentationen Afrikas analysiert und Genealogien afrikabezogenen Wissens erarbeitet, die für sich genommen bereits ein wichtiges Forschungsdesiderat adressieren. Bezogen auf das Wissensfeld 'Afrika', das auch Aufschluss über die jeweils dominanten Selbstbeschreibungen der drei Länder gibt, geht das Projekt aber noch einen Schritt weiter: Es fragt zugleich nach Diskursen und Praktiken der Schulbuchentstehung, speziell nach solchen Faktoren und Akteuren, die darüber entschieden bzw. darauf Einfluss genommen haben, welches Wissen für die nächste Generation und insofern für die Zukunft der Gesellschaft jeweils als relevant (oder aber als verzichtbar) eingestuft wurde. Auf diese Weise will das Projekt neue Ansätze in der Wissensgeschichte und damit korrespondierende Forschungen zu kulturellen Übersetzungen für die historische Bildungs- und Schulbuchforschung fruchtbar machen: Es verfolgt, ob und wie afrikabezogenes Schulbuchwissen zwischen verschiedenen Feldern hinweg zirkuliert, übersetzt, aufgenommen und neu kombiniert wurde. Dabei greift es unter anderem auf Quellenbestände von Schulbuchverlagen zurück, die von der historischen Forschung bisher kaum ausgewertet wurden. Das Projekt bewegt sich dementsprechend auf drei Untersuchungsebenen: 1. Lehrpläne und Schulbücher (publiziert zwischen 1945 und 1995), für die - bezogen auf Afrikarepräsentationen - sowohl Texte als auch Bilder und Aufgaben analysiert werden; 2. Praktiken der Schulbuchproduktion, die vor allem über archivalische Quellen erschlossen werden; sowie 3. gesellschaftliche Debatten über (afrikabezogenes) Schulbuchwissen. Dieses wird neben archivalischen Quellen auch über Graue Literatur, Schulbuchempfehlungen, Petitionen oder Erlasse von Institutionen wie der KMK, aber auch transnationaler Organisationen wie der UNESCO erschlossen. Die Leitfragen, denen das Projekt auf allen drei Ebenen - diachron wie synchron vergleichend, aber auch mit einem offenen Blick für grenz- und sogar blockübergreifende Transfers von Wissen - nachgeht, orientieren sich an analytischen Sonden, denen die Forschung, wie im Fall von race and agency oder gängigen Fortschrittsnarrativen eine besondere Bedeutung zugesprochen hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin Professorin Dr. Simone Lässig, bis 9/2015
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung