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Therapieerwartungen jugendlicher Psychotherapiepatienten mit depressiven Störungen

Antragstellerin Dr. Katharina Weitkamp
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262809418
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Jugendliche mit psychischen Störungen sind in der Forschung und Versorgung bislang eine deutlich vernachlässigte Gruppe. Die Weltgesundheitsorganisation (2003) spricht in diesem Zusammenhang vom “Mental Health Gap”. In der Versorgung äußert sich dies darin, dass nur die Hälfte der Kinder und Jugendliche mit festgestellten psychischen Problemen irgendeine Form von Behandlung erhält. Demnach sind dringend Anstrengungen notwendig, die Versorgung und die Zugangswege von Jugendlichen mit psychischen Störungen zu verbessern. Die durchgeführte explorative qualitative Studie hatte zum Ziel, die Erwartungen depressiver Jugendlicher an die bevorstehende Psychotherapie sowie die Erlebenswelt der Symptomatik zu untersuchen. Die Betrachtung der Erwartungen ist ein erster Schritt zum besseren Verständnis des Therapieeinstiegs, der Gründe für gelungene Therapien und frühzeitige Abbrüche mit dem Ziel mögliche Reibungspunkte, Missverständnisse oder überzogene Erwartungen aufzudecken, die ggf. einen frühen Therapieabbruch begünstigen. Sechs Jugendliche mit einer Depression (5 weiblich, 15-19 Jahre) wurden vor Beginn ihrer Psychotherapie mit einem halbstrukturierten Interview zu ihrem Erleben der Symptomatik und den Erwartungen an die bevorstehende Therapie befragt. Die Interviews wurden audiographiert, wortwörtlich transkribiert und angelehnt an die Interpretative Phenomenological Analysis (IPA) qualitativ analysiert. Die Jugendlichen hatten einen langen Vorlauf über mehrere Jahre, bis sie selber bereit waren, eine Therapie zu beginnen. Trotz ausgeprägten Leidensdrucks bestand die Meinung, dass Therapie als letzter Ausweg in Frage kommt, man aber eher alleine mit seiner Situation klarzukommen habe. Insgesamt berichteten die Jugendlichen keine klare Vorstellung darüber, was in der Therapie passieren würde. Auch diejenigen, die bereits Therapieerfahrungen gesammelt haben, äußerten kaum konkrete Vorstellungen über die therapeutischen Prozesse jenseits davon, dass viel geredet würde. Die Jugendlichen formulierten aber vorsichtig die Hoffnung, dass ihnen geholfen werden könnte und es ihnen nach der Therapie besser gehen würde. Therapie wurde als ein langer und schwieriger Prozess angesehen, in dem Sinne, dass die Jugendlichen die Vorstellung hatten, dass sie sich in der Therapie ihren schwer auszuhaltenden Gefühlen und belastenden Erinnerungen würden stellen müssen. Die Jugendlichen äußerten den deutlichen Wunsch, dass sie in der Therapie lernen, sich selbst besser zu verstehen und auch sich weiterzuentwickeln. Diese Entwicklungsschritte sahen sie u. a. im Erlangen von Autonomie, dem Umgang mit anderen Menschen und der Verbesserung des Selbstwerts. Im Hinblick auf die Frage, wie diese Verbesserungen erreicht werden, trat deutlich zum Vorschein, dass dem Therapeuten/der Therapeutin eine zentrale Rolle zugeschrieben wird und hohe Erwartungen an deren interpersonelle und professionelle Fähigkeiten geknüpft waren. Aus den berichteten Erwartungen lassen sich einige Punkte ableiten, die für die klinische Praxis interessant sein können. Als ein Ausblick sei hier erwähnt, das geplant ist, die sechs Jugendlichen erneut zu interviewen, um dann die Erfahrungen in der Therapie mit den ursprünglichen Erwartungen verknüpfen zu können.

 
 

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