Makedonien im römischen Reich. Untersuchungen zu einer provinzialen Gesellschaft
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Prozeß der Ausbreitung der römischen Macht in den Osten kann in Form einer Diplomatie- und Kriegsgeschichte recht gut untersucht werden. Aufgrund der Quellenlage komplizierter ist die Betrachtung der römischen Ordnung im Osten selbst. Ich habe am Beispiel Makedonien versucht zu zeigen, daß eine disziplinen- und gattungsübergreifende Herangehensweise in der Lage ist, einige Lücken der Überlieferung zu füllen und den Entwicklungen in Makedonien selbst ein eigenes Recht zuzubilligen. Dargestellt habe ich, wie die römische Gesetzgebung nach dem Sieg über König Perseus und die darauf folgende Vernichtung des makedonischen Staats und seiner Eliten nicht ganz erfolglos versucht hat, eine gewisse Selbständigkeit und Handlungsfähigkeit zu erhalten, was sich bei der spezifischen Art der Eroberung durch eine Gewaltorgie nicht von selbst verstand. Die römische Dominanz verdichtete sich langsam und stetig bis zur Provinzeinrichtung, die also nicht als tiefgreifender Einschnitt wahrgenommen wurde. Innerhalb der nunmehrigen Provinz bildete sich aus Zugezogenen und verbliebenen Einheimischen eine neue Elite von bemerkenswerter ethnischer Heterogenität. Dies geschah vor dem Hintergrund der ständigen Einfälle nördlicher Nachbarn und der Kriege, die römische Amtsträger an der Nordgrenze führten. In diesen Elitenbildungsprozeß griff die römische Administration kaum ein; die vor allem in der Bürgerkriegszeit gegründeten römischen Kolonien spielten dabei keine gewichtige Rolle. Das augusteische Zeitalter und Augustus selbst wirkten integrativ auf die verschiedenen Bevölkerungsgruppen; sie konnten im Princeps einen identitätsbildenden Kristallisationspunkt finden, so daß ab dieser Zeit eine neue Geschichte der Provinz Makedonien als „normaler“ Teil des römischen Reichs begann.