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Organisationale Rituale: Ihre Funktionen und Mechanismen.

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 263726627
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die weite Verbreitung organisationaler Ritualer trotz des Fehlens eines offensichtlichen Zusammenhangs mit dem ökonomischen Erfolg einer Organisation wirft die Frage auf, warum organisationale Rituale fortbestehen. Während Forschung im Bereich der organisationalen Rituale die Annahme unterstützt, dass Rituale Prosozialität begünstigen, sind die zugrundeliegenden Mechanismen bisher unklar. Dieses Forschungsprojekt untersuchte interpersonelle Synchronizität und geteilten Affekt als potentielle zugrundeliegende Mechanismen. Es wurden vier Studien durchgeführt: Eine qualitative Interviewstudie (Studie 1) untersuchte, welche Konsequenzen von Gruppenritualen Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz erleben und welche Ursachen sie diesen zuschreiben. Dabei stellte die Förderung eines Zusammengehörigkeitsgefühls die am häufigsten genannte Wirkung dar. In Studie 2 meta-analysierten wir experimentelle Studien zur Wirkung von interpersoneller Synchronizität auf prosoziale Einstellungen und Verhalten und beobachteten einen Effekt mittlerer Größe für beide Ergebnisvariablen. Der Effekt war stärker (Verhalten), wenn Synchronizität intentional und nicht zufällig hergestellt wurde sowie in Studien, in denen die Versuchsleitung die Hypothesen kannte (Verhalten und Einstellungen). In einem Laborexperiment (Studie 3) wurde der prosoziale Effekt von geteiltem Affekt beleuchtet. Es zeigte sich, dass das Teilen von negativen Affekt zu einem Anstieg bezüglich wahrgenommener Ähnlichkeit, Nähe und Sympathie gegenüber den anderen Versuchsteilnehmern sowie zu einer höheren Zahlungsbereitschaft für ein Gruppensymbol führte. Schließlich fanden wir in einem Feldexperiment (Studie 4) Hinweise darauf, dass ein Sportprogramm, welches synchrone Bewegungen beinhaltete, zu mehr wahrgenommener sozialer Nähe führt und arbeitsbezogenen Stress sowie Krankentage stärker senkt als ein Sportprogramm, welches asynchrone Bewegungen beinhaltete oder gar keine Intervention. In der Zusammenschau erweitern die durchgeführten Untersuchungen die Forschung zu organisationalen Ritualen auf zweierlei Weise: Zum Einen weisen sie darauf hin, dass Menschen organisationalen Ritualen eine prosozialitätssteigernde sowie stresssenkende Wirkung zusprechen. Zum Anderen deuten sie darauf hin, dass diese beiden Wirkungen auch tatsächlich eintreten, und zwar als Folge zweier Ritualmechanismen: interpersonelle Synchronizität und geteilter Affekt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2015). Facing sorrow as a group unites. Facing sorrow in a group divides. Plos One, 10(9), e0136750
    Rennung, M. & Göritz, A. S.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1371/journal.pone.0041789)
  • (2016). Prosocial consequences of interpersonal synchrony: A meta-analysis. Zeitschrift für Psychologie, 224(3), 168-189
    Rennung, M., & Göritz, A. S.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1027/2151-2604/a000252)
  • (2017). Die Wirkung organisationaler Rituale – Eine qualitative Interviewstudie. Gruppe. Interaktion. Organisation, 48(4), 327- 338
    Rennung, M. & Göritz, A. S.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/s11612-017-0379-1)
 
 

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