Ethische Konjunkturen, globalisierte Umweltdiskurse und das Streben nach einer besseren Stadt (Mexiko-Stadt)
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Mittelpunkt dieses Forschungsprojekts stand die Untersuchung von urbanen Umweltethiken in Auckland aus ethnologischer Perspektive. Es wurde herausgearbeitet, welche gute Umwelt und welche guten Subjekte lokale Akteur*innen herstellen und mit Gegenmodellen einer schlechten Umwelt bzw. schlechter Subjekte kontrastieren. Die Analyse zeigte die zentrale Bedeutung des Etablierens von Beziehungen – sowohl Beziehungen zum Selbst, zu Anderen und zur Stadtregierung. In diesem Zusammenhang konnten Community und Care als zentrale Dimensionen herausgearbeitet werden, mit welchen lokale Akteur*nnen das gute Leben in der Stadt beschreiben. In umweltethisch orientierten Gemeinschaften und sozialen Verbünden, wie etwa Community-Gardens, Weeding-Gruppen und Abfallinitiativen, konnten diese Relationen in den Lebenswelten der lokalen Akteur*innen nachgezeichnet und ihre Bedeutungszuschreibungen analysiert werden. Allerdings offenbarten sich in Gemeinschaften auch Reibungsflächen und Konflikte, die durch positiv konnotierte Umweltpraktiken transportiert werden. Insbesondere mit Blick auf die Migration in Auckland wird dies sichtbar, wenn MigrantInnen eine geringere Umweltverbundenheit unterstellt wird. In diesem Zusammenhang zeigt die Studie, dass die lokal als gut und richtig reflektierte Sorge um städtische Umwelt auch soziale Exklusionen und stereotype Essenzialisierungen hervorbringen kann. Gemeinschaftsbildung und Fürsorge im urbanen Raum geht auch mit einem Festlegen von Zugehörigkeiten einher, die sich über Abgrenzungen vollziehen. Gutes Umweltverhalten wird demnach auch für eine Demarkation entlang ethnischer, sozioökonomischer und lokaler Linien konstituiert. Ferner bedient sich die Stadtregierung dieser Care- und Community-Ideale, um Gemeinschaftsformen als Interaktionsräume zu nutzen und politische Interessen von innen heraus durchzusetzen. Das gute Subjekt als fürsorglich-aktives passt sich in neoliberale Politiken ein und kann im Zuge einer Responsibilisierung mit Aufgaben belastet werden, die vormals im Zuständigkeitsbereich der Stadtregierung lagen. Gleichzeitig können Akteur*innen dadurch auch ihre eigenen Projekte und Vorstellungen durchsetzen, was sich beispielsweise an der Verknüpfung von Umweltpflege und politischer Ermächtigung zeigt. Das Projekt hat durch die kritische Betrachtung von Umweltethiken subtile Machtprozesse und Konfliktlinien aufgezeigt, die unter der lokal verbreiteten positiven Konnotation des Umweltschutzes in der Regel weniger sichtbar sind. Damit leistet diese Forschung einen substanziellen Beitrag zur Ausdifferenzierung der Konzepte Urbaner Ethiken und liefert gleichzeitig empirisch fundierte Erkenntnisse darüber, wie Macht, Zugehörigkeit und Hierarchie politisch und ethisch in städtischen Umweltpraktiken ausgehandelt werden.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2016) “The Kauri Case—Native Nature and National Identity in Titirangi, New Zealand.” Environment & Society Portal, Arcadia Summer 2016, no. 11
Fischer, Jeannine-Madeleine
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(2017) “‘Hit them hard and hit them well.’ Possums, Pollution, and the Past in Aotearoa/New Zealand.” Environment & Society Portal, Arcadia Spring 2017, no. 10. Rachel Carson Center for Environment and Society
Fischer, Jeannine-Madeleine
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(2018): “Tackling Pollution with Care: Everyday Politics and Citizen Engagement in Auckland, New Zealand. In: Setha Low (ed.): Routledge Handbook of Anthropology and the City. Engaging the Urban and the Future. pp. 204-215, London, New York: Routledge
Dürr, Eveline/ Jeannine-Madeleine Fischer
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(2019) “Change in the Anthropological Imagination: Resistance, Resilience, and Adaption. Environmental Anthropology on the 117th American Association of Anthropologists Meeting”
Fischer, Jeannine-Madeleine
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“Governing through Consensus.” In: Moritz Ege und Johannes Moser (Eds.): Urban Ethics. London, New York: Routledge
Fischer, Jeannine-Madeleine