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Die „gerechte Stadt“ und die Gewalt der Ethik in (Anti-Trump-)Protesten (New York City)

Antragsteller Professor Dr. Moritz Ege
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240207984
 
Als Fortführung des TP „Moskau: Urbane Ethiken des Protests und die Gewalt der Ethik“ nimmt dieses Projekt die gegenwärtigen Proteste gegen die Trump-Regierung in New York City als Ausgangspunkt, um die Dynamiken zwischen Protestierenden, denen es primär um die politischen Repräsentant_innen geht, und solchen, die „soziale“ Forderungen im Sinne eigener, auch materieller Interessen erheben, ethnographisch genau zu beschreiben. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer neueren Entwicklung bzw. gesellschaftlichen Konjunktur, die für urbane Ethiken gegenwärtig insgesamt von zentraler Bedeutung ist: der (Selbst‑)Kritik urban-ethischer Projekte und ihrer Akteur_innen unter den Bedingungen zugespitzter sozialer Ungleichheiten im Ökonomischen, neoliberaler Formen des Regierens und autoritärer Populismen im Politischen.Als ethnografische Feldzugänge werden dafür Kontakt- und Konfliktarenen ausgewählt, in denen sich die Widersprüche der gegenwärtigen Proteste verdichten: (a) Anti-Trump-Protest-Allianzen, in denen liberal-linke Repräsentationsmodelle und radikalere Empowerment-Ansätze zusammenkommen, insbesondere unter dem gemeinsamen Fluchtpunkt der guten, inklusiven, migrationsgeprägten Stadt,(b) ein „Community Center“, das einen Spagat zwischen dem Erkämpfen von Rechten für marginalisierte städtische Gruppen – im Sinne einer gerechten Stadt – und der Übernahme von staatlichen sozialen Aufgaben leistet sowie sich um eine Allianz zwischen prekarisierten und marginalisierten Gruppen bemüht und deren „gemeinsames Interesse“ betont,(c) Arbeitskämpfe, die sich teilweise mit Anti-Trump-Protesten verbinden, sich aber auch davon abgrenzen.Analytisch interessieren dabei (1) die Strategien zur Erzeugung und Aufrechterhaltung des „Gemeinsamen“ und von Konsens im Protest und zwischen den Protesten; (2) die damit zusammenhängenden Widersprüche, Dissense und Spannungen; (3) die Zusammenhänge dieser Prozesse mit Entwürfen einer guten und gerechten Stadt sowie (4) der Umgang mit Repräsentationen bzw. Figurierungen des Protests u.a. im Sinn von Stereotypen privilegierter, „ethischer“ städtischer Liberaler, „identitätspolitisch“ sensibler Minderheiten und einer ressentimentgeladenen „white working class“, die für die gegenwärtige Konjunktur auf der medial-diskursiven Ebene charakteristisch ist. Ziel ist also, die Formen, Funktionen und Effekte der Praktiken gegenwärtiger städtischer Protestzusammenhänge besser zu verstehen und sie sowohl stadtforscherisch als auch zeitdiagnostisch einzuordnen. Damit soll eine Fallstudie entstehen, die die Zusammenhänge von urban-ethischen Protestpraktiken, Regierungstechniken, Gerechtigkeitsvorstellungen, Urbanitätsimaginationen, Subjekt-Konstruktionen und –Figurierungen sowie der sie begleitenden Formen von Macht und Gewalt aufzeigt und damit einen Beitrag zur Stadt- und Protestforschung und zur Weiterentwicklung ihrer Begrifflichkeiten leistet.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Internationaler Bezug Schweiz
 
 

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