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Tokyo: Auf dem Weg zur Slow City? Strategien und Initiativen zur Entschleunigung urbaner Lebenszusammenhänge

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 240207984
 
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts führten in Japan Prozesse wie Bevölkerungszunahme, Industrialisierung und Zentralisierung zu einem rasanten Städtewachstum und einer enorm hohen Bevölkerungsdichte. Seit den 1990er Jahren verlangsamen sich diese Wachstumsprozesse bis hin zur Stagnation. Ökonomische Transformationen wie die Deindustrialisierung ländlicher Regionen und die Verlagerung von Industriebetrieben in die asiatischen Nachbarländer als Reaktion auf den Globalisierungsdruck sowie demografische Verschiebungen wie Bevölkerungsrückgang und Überalterung haben zu komplexen sozialräumlichen Differenzen geführt. Seit geraumer Zeit entwickeln verschiedene Akteur/innen Strategien, um ländliche Regionen wieder zu beleben und die Städte - mit Tokyo als Trendsetter im nationalen und globalen Standortwettbewerb - ökologisch und sozial nachhaltiger und damit lebenswerter zu gestalten. Während die Stadt der Moderne auf funktionaler Trennung, Beschleunigung, Wachstum und Entgrenzung basierte, wird die Stadt des postindustriellen Zeitalters mit multifunktionalen Räumen und städtebaulicher Diversität, Entschleunigung, Deindustrialisierung bzw. Wachstumsrücknahme und Begrenzung in Verbindung gebracht. Damit verbunden ist eine Hinwendung zum Kompakten, Entschleunigten und Informellen. Dabei werden auch Überlegungen einer partiellen Entschleunigung aufgegriffen und weiterentwickelt, die ihren Ursprung im europäischen Vorbild des slow movement und der slow city haben und global zirkulieren.Das vorliegende Projekt analysiert zunächst in Japan stattfindende Diskurse über Entschleunigung und Langsamkeit und geht dabei der Frage nach, in welchem Verhältnis diese urban-ethischen Entwürfe zu europäischen und nordamerikanischen Diskursen stehen und welche Rolle diese für das heutige Tokyo spielen. Dabei wird Tokyo als ein konfliktreiches Spannungsfeld zwischen Wachstumsprozessen und -diskursen einerseits und Entschleunigungsprozessen und -diskursen andererseits sowie deren jeweilige räumliche Aneignungen betrachtet. Das Projekt fragt daher zum einen nach den Eigenschaften, die entschleunigten Räumen im urbanen Umfeld zugeschrieben werden, und zum anderen nach der sozialen Praxis, in denen sich die Entschleunigung konstituiert. Im Vordergrund steht dabei die Frage nach den ethischen Vorstellungen eines 'guten Lebens', welche die Aushandlungsprozesse leiten. Anschließend soll untersucht werden, wie sich diese Diskurse in konkreten Praktiken, wie etwa Revitalisierungsprogrammen oder Stadtgestaltungsaktivitäten, an ausgewählten Orten in Tokyo materialisieren und so entsprechende Räume konstituieren. Dabei kommt der partizipativen Stadtplanung von unten (machizukuri) eine wichtige Rolle zu. Geleitet von ethischen Vorstellungen der Gemeinschaft und des Miteinanders schließen sich Nachbarschaftsgemeinschaften zusammen, um das lokale Wohnumfeld zu verbessern. Zu den Orten, an denen eine partielle, meist durch machizukuri-Projekte initiierte Entschleunigung stattfindet, gehören
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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