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Autokratie oder konsensgestütztes Regiment? Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1758-1817) und seine Regierung aus dem Kabinett

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264490880
 
Leopold III. Friedrich Franz, regierender Fürst von Anhalt-Dessau, ist vor allem be-kannt als Bauherr des Wörlitzer Gartenreiches. Er gilt als eines der Paradebeispiele des aufgeklärten Regenten des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das Bild von seinem kulturellen, pädagogischen, sozialen und ökonomischen Schaffen speist sich dabei vorrangig aus den Äußerungen prominenter Zeitgenossen wie Winckelmann, Goethe oder Basedow. Es fußt aber kaum auf der Untersuchung seines praktischen Regierungshandelns. Dieser Herrschaftspraxis möchte sich das vorliegende Projekt widmen. Mit den Kabinettsprotokollen des Fürsten Franz steht dafür ein wohl einzigartiger Quellenbestand zur Verfügung. Diese Aufzeichnung aller zwischen 1759 und 1817 an den Fürsten von Anhalt-Dessau gerichteten Suppliken (ca. 105.000 Einträge) bietet einen detailreichen Einblick in die Herrschaftspraxis eines Autokraten in der Sattelzeit zwischen Siebenjährigen Krieg und Zusammenbruch des Napoleonischen Imperiums.Ziel der Arbeit ist es, anhand der Auswertung der Kabinettsprotokolle das Regie-rungshandeln des Fürsten erstmals grundlegend zu untersuchen und damit eine Neubewertung Leopold III. Friedrich Franz vorzunehmen. Das bisher in der For-schung etablierte Bild des Landesherrn als aufgeklärter Reformer soll anhand seiner Regierung aus dem Kabinett kritisch überprüft und gegebenenfalls revidiert werden. Das Projekt trägt damit zugleich zur Untersuchung von Herrschaft als kommunikativem Wechselverhältnis zwischen Landesherrn, Amtsträgern und Untertanen bei. Die Kleinräumigkeit der politischen Verhältnisse und die damit verbundene Möglichkeit größtenteils direkter Kommunikation der Untertanen mit dem Landesherrn ermöglichte außerdem interessante Vergleichsmöglichkeiten zum Typus konsensgestützter Landesherrschaft im Alten Reich. Nach zweieinhalb Jahren kontinuierlicher Aufnahme der Einzelentscheidungen wurden bereits mehr Fälle verzeichnet als in jeder anderen Untersuchung zu Suppliken in frühneuzeitlichen Reichsterritorien. Die Untersuchung der Kabinettsprotokolle und die Aufnahme der Einzelentscheidungen erwiesen sich indes als umfangreicher, als zum Zeitpunkt der Antragstellung für den Erstantrag absehbar war. Eine Verlängerung des Projekts um 12 Monate ermöglichte es, sowohl die Erfassung der als repräsentativ erachteten Jahrgänge der Kabinettsprotokolle zu Ende zu führen als auch die Ergebnisse in einer Monographie zu präsentieren. Das Manuskript wird nach Ablauf der Verlängerungsphase vollständig vorliegen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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