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Hans Bender: Parapsychologie im Schnittpunkt von wissenschaftlicher Disziplinbildung, gesellschaftlicher Nachfrage und medialer Öffentlichkeit (ca. 1945-1975).

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264492503
 
Das Forschungsprojekt untersucht am Beispiel der Parapsychologie in international vergleichender Perspektive wissenschaftliche Disziplinbildungsprozesse und ihr Zusammenspiel mit anderen gesellschaftlichen Diskursen und Teilsystemen im 20. Jahrhundert. Die Perspektive auf diese umstrittene, nicht hegemoniale, öffentlich zeitweise jedoch stark nachgefragte Wissenschaftsdisziplin lässt Interaktionsprozesse von Wissenschaft und Gesellschaft sowie die Bedingungen für Disziplinbildung besonders deutlich aufscheinen. In der ersten Laufzeit des Projekts wurde am Beispiel der deutschen Parapsychologie die Verzahnung von disziplinärer Formierung und wissenschaftlichem wie gesellschaftlichem Umfeld herausgearbeitet. Im Fokus stand Hans Bender (1907-1991), der in Freiburg 1950 das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene gründete und seit 1954 die erste und einzige Professur in diesem Feld in Deutschland innehatte. Das Projekt verfolgte seine Fragstellungen aus drei Perspektiven, einer wissenschafts-, einer medien- sowie einer lokal- und stadtgeschichtlichen. Die empirischen wie analytischen Ergebnisse der ersten Laufzeit provozierten die Frage nach deren nationaler Spezifik. In der beantragten zweiten Phase sollen daher die Disziplinbildungsprozesse in verschiedenen Ländern im Wechselspiel mit akademisch-institutionellen Rahmenbedingungen, gesellschaftlichen Relevanzen sowie (massen-)medialen Öffentlichkeiten vergleichend analysiert sowie Transferbeziehungen rekonstruiert werden. Angestrebt wird die Analyse auf der Grundlage von fünf zentralen Standorten der Parapsychologie: in Deutschland (Freiburg/Br.), Frankreich (Paris), Großbritannien (Edinburgh), in den Niederlanden (Utrecht) und den USA (Durham) im Zeitraum der 1930er bis 1980er Jahre. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur neueren Wissenschaftsgeschichte sowie zur Wissensgeschichte, die von einem weiten Wissensbegriff ausgehend die Produktions-, Rezeptions- und Zirkulationsmechanismen von Wissen in den Fokus rückt. Orientierung bieten zudem wissenschaftssoziologische Ansätze, insbesondere Science in Context und Boundary Work. Methodisch arbeitet das Projekt mit einer Kombination aus historischem Vergleich und Transfergeschichte. Konzeptionell verbindet es archivalische Tiefenbohrungen mit der Synthetisierung von Forschungsstudien. Als Ergebnis der zweiten Phase ist eine Monographie geplant, die am Beispiel der Parapsychologie das Verhältnis von nichthegemonialem und hegemonialem Wissen kulturvergleichend analysiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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