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Wiehernde Hunde und klingelnde Autos - Untersuchung lexikalischer Verarbeitungsprozesse in der Sprachproduktion mittels eines neuartigen Bild-Geräusch-Interferenzparadigmas

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 266098415
 
Viele Lebewesen und Artefakte sind mit eindeutigen Geräuschen eng assoziiert. Hören wir beispielsweise ein Bellen, denken wir automatisch an das Haustier, das dieses Geräusch produziert, und können es problemlos als „Hund“ benennen. Anders ausgedrückt, viele Geräusche ermöglichen die schnelle und eindeutige Aktivierung konzeptueller und lexikalischer Repräsentationen. Diese Tatsache wird in diesem Forschungsprojekt aufgegriffen, um zur Beantwortung einer derzeit höchst kontrovers diskutierten Fragestellung im Bereich der Sprachproduktionsforschung beizutragen, nämlich der Frage, ob die Auswahl von Wörtern aus dem mentalen Lexikon ein kompetitiver oder nicht-kompetitiver Prozess ist. Eine zentrale Rolle in dieser Diskussion nehmen Befunde aus dem Bild-Wort-Interferenzparadigma ein. Insbesondere die lange Zeit etablierte Annahme kompetitiver lexikalischer Selektion stützt sich fast ausschließlich auf einen Standardbefund aus diesem Paradigma: den semantischen Interferenzeffekt, d. h. die Verlangsamung der Bildbenennung durch semantisch-relatierte Distraktorwörter (z. B. Bild: Hund, Wort: Pferd) im Vergleich zu unrelatierten Distraktorwörtern (z. B. Wort: Auto). In den letzten Jahren wurde die Interpretation dieses Effektes als Indikator kompetitiver lexikalischer Selektion vermehrt in Frage gestellt und ein alternativer Erklärungsansatz im Rahmen der Annahme nicht-kompetitiver lexikalischer Selektion vorgeschlagen. Ziel dieses Forschungsprojektes ist es die Vorhersagen kompetitiver und nicht-kompetitiver Konzeptionen lexikalischer Selektionsprozesse anhand cross-modaler semantischer Interaktionen bei der Verarbeitung von Bildern und Geräuschen in Sprachproduktionsaufgaben zu überprüfen. In der ersten Projektphase wurden natürliche Geräusche als Distraktorstimuli (in Bildbenennungsaufgaben) und Zielstimuli (in Geräuschbenennungs- und Geräuschkategorisierungsaufgaben) verwendet. Hauptbefund der ersten Projektphase ist der Nachweis semantischer Interferenzeffekte sowohl bei der Bildbenennung mit Distraktorgeräuschen, als auch bei der Geräuschbenennung mit Distraktorbildern. Diese Befunde deuten daraufhin, dass semantische Interferenz nicht auf Distraktorwörter beschränkt ist. Dies unterstützt die Annahme, dass semantische Interferenzeffekte Indikator kompetitiver Selektionsprozesse bei der Sprachproduktion sind. In der zweiten Projektphase soll durch den direkten Vergleich von uni- und cross-modalen Interferenzaufgaben aufgeklärt werden, inwiefern die Modalität von Ziel- und Distraktorreizen (bzw. deren Kombination) semantische Interferenzeffekte moduliert. Darüber hinaus soll überprüft werden ob cross-modale semantische Interferenz von Geräuschen und Bildern auch bei sequentiellen Benennungsaufgaben beobachtbar ist, wodurch neue Einblicke in die Wirkweise inkrementeller Lernprozesse an der Schnittstelle von konzeptuellen und lexikalischen Repräsentationen gewonnen werden sollen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Dr. Andreas Mädebach
 
 

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