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Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialarchäologie des frühen Neolithikums im Tal der Itz (Oberfranken)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268795081
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt widmete sich der Erforschung der mit 2,6 ha Fläche ersten umfassend ergrabenen mehrphasigen Siedlung der Linearbandkeramik in Oberfranken. Der Fundplatz Stadel kann somit nicht nur als lokaler Schlüsselfundplatz, sondern als wesentlicher Referenzfundort für Süddeutschland gewertet werden. Als Grundlage für die Untersuchungen dienten vor allem die materiellen Hinterlassenschaften der Fundstelle, die dokumentierten Befunde sowie umfangreiche und kürzlich deutlich erweiterte geophysikalische Untersuchungen. Die Zusammenführung dieser Ergebnisse gab wichtige Impulse für die Rekonstruktion der Siedlungsstruktur des Platzes, funktionaler Aspekte und ihrer relativchronologischen Entwicklung sowie der von umliegenden zeitgleichen Fundstellen. So ist es nun auch möglich, sozialarchäologische Aspekte zu thematisieren (u.a. Hierarchisierung der Siedlungen in der Mikroregion, Siedlungsentwicklung, überregionale Netzwerke etc.). Einen wesentlichen Bestandteil bildete bei den zurückliegenden Arbeiten die Erstellung größerer Serien von 14C‐Daten. Während die Datierung der botanischen Makroreste und von Krusten aus der Gefäßkeramik gute Ergebnisse zeitigten, zeigte eine Serie von Proben aus organischer Magerung deutlich zu alte Werte. Diesem reproduzierbar auftretenden Problem des Fundplatzes wird mit einer anschließenden methodischen Studie weiter nachgegangen. Ein nächster grundlegender Schwerpunkt des Forschungsvorhabens, der wichtige Hinweise auf Ackerbau, Sammelwirtschaft und Flächennutzung innerhalb der Siedlung erbrachte, war die Bearbeitung eines der mit fast 12.000 ansprechbaren Pflanzenresten größten frühneolithischen Inventare botanischer Makroreste in Mitteleuropa. Hier konnten u. a. Einkorn, Emmer, sog. New Glume Wheat und Gerste sowie Hülsenfrüchte (Linse, Erbse, Linsenwicke, Ackerbohne) und Sammelpflanzen, darunter häufig Trespe und Lein nachgewiesen werden. Zudem wurde Fragestellungen der Keramiknutzung und ‐produktion nachgegangen. Die Untersuchung von Krusten an den Innenseiten ausgewählter Keramik fragmente erbrachte wichtige Aussagen zur letzten Nutzung der Gefäße. Keramikdünnschliffe ermöglichten chronologische aussagen zur frühneolithischen Gefäßproduktion. Die erzielten naturwissenschaftlichen Ergebnisse ergänzen die Auswertung des keramischen Inventars sowie der Befundsituation, die im Rahmen einer Münchner Dissertation (A. O’Neill) thematisiert werden, auf exzellente Weise.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Neue Forschungen zur linearbandkeramischen Siedlung von Stadel, Lkr. Lichtenfels, Oberfranken. In: J. Pechtl/Th. Link/L. Husty (Hrsg.), Neue Materialien des Bayerischen Neolithikums, Tagung im Kloster Windberg vom 21. bis 23. November 2014. Würzburger Studien zur Vor‐ und Frühgeschichtlichen Archäologie 2 (Würzburg 2016) 51–61
    A. O'Neill/H. Schwarzberg
  • Verkohlte Pflanzenreste aus einer Vorratsgrube und Gruben der linearbandkeramischen Siedlung bei Bad‐Staffelstein‐Stadel. Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 57, 2016, 27–39
    B. Zach/A. O'Neill/St. Berg‐Hobohm
  • Monumente für Momente. Ein Palisadengraben der älteren Linearbandkeramik aus Stadel, Stadt Bad Staffelstein, Lkr. Lichten fels, Oberfranken. Sitzung der AG Neolithium im Rahmen der 23. Jahrestagung des MOVA/der 84. Verbandtagung des WSVA, 19. – 22. März 2018, Halle (Saale)
    H. Schwarzberg/A. O’Neill
 
 

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