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Rumänien zwischen Wirtschaftsnationalismus und internationaler Einbindung: Aufstieg und Fall der Industriemagnaten Max Ausnit und Nicolae Malaxa (1918 bis 1941)
Antragstellerin
Professorin Dr. Marie-Janine Calic
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269230986
Der Erste Weltkrieg beendete eine Epoche nie da gewesener Verdichtungen und Verflechtungen internationaler Wirtschafts-, Finanz- und Handelssysteme. Wie viele andere Staaten ging auch Rumänien nun zu Protektionismus und Importsubstitution über. Anhand von zwei Unternehmerbiografien sollen Funktionsweise und Dilemmata dieser Form des Wirtschaftsnationalismus in der Zwischenkriegszeit beleuchtet werden. Max Ausnit (1887 bis 1957) und Nicolae Malaxa (1884 bis 1965) beherrschten in den 1930er Jahren nicht nur die bedeutendsten Unternehmen der rumänischen Schwerindustrie. Sie gehörten auch zur Kamarilla König Carols II., die unter dessen zunehmend autoritärer Herrschaft politischen Einfluss an allen verfassungsmäßig zuständigen Instanzen vorbei auszuüben vermochte. Ihr Wirken ist emblematisch für die enge Verflechtung von Wirtschaft und Politik sowie für zeitgenössische Mechanismen des state capture, also der Kaperung des Staates durch Partikularinteressen. Beide Unternehmer agierten an der Schnittstelle nationaler Wirtschaftspolitik und internationaler Kapitalinteressen, vor allem aus England, Frankreich und Deutschland. Trotz ihrer herausragenden Rolle sind ihre Karrieren bisher nicht Gegenstand einer umfassenden wissenschaftlichen Untersuchung geworden. Das vorliegende Projekt will den rumänischen Wirtschaftsnationalismus multiperspektivisch und unter Heranziehung transnationaler Ansätze erforschen, die Interaktionen zwischen Gesellschaften als treibende Kraft des Wandels und der Modernisierung ansehen. Zu diesem Zweck sollen relevante Archivbestände in Rumänien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und in den USA ausgewertet werden. Von besonderer Bedeutung sind die im letzten Vierteljahrhundert zugänglich gewordenen rumänischen Bank- und Unternehmensarchive sowie Polizei- und Geheimdienstdokumente aus Rumänien und aus den USA. Ziel des Forschungsvorhabens ist eine Monographie, die sich als archivbasierte Studie einer Verknüpfung von Wirtschafts- und politischer Geschichtsschreibung verpflichtet fühlt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen