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Rumänien zwischen Wirtschaftsnationalismus und internationaler Einbindung: Aufstieg und Fall der Industriemagnaten Max Ausnit und Nicolae Malaxa (1918 bis 1941)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269230986
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Zentrum des Projekts steht die Analyse von Aufstieg, Dominanz und Fall zweier Magnaten der rumänischen Schwerindustrie in der Zwischenkriegszeit: Max Aușnit und Nicolae Malaxa. Untersucht wird ihre Karriere hinsichtlich der Entwicklung von Unternehmensstrukturen und Netzwerken in den Spannungsfeldern von Wirtschaft und Politik sowie nationaler und internationaler Einbindung. Aus bisher nicht in dieser Kombination ausgewerteten Primärquellen (Archivmaterialien, zeitgenössische Presse, Wirtschaftspublikationen, autobiographische Zeugnisse) verschiedener Länder (Rumänien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Großbritannien und USA) ist ein Bild entstanden, das erstmals den unternehmerischen Strategien der beiden Protagonisten nachgeht, die wirtschaftlichen und politischen Netzwerke in wesentlichen Teilen rekonstruiert sowie die bisher getrennt voneinander betrachteten nationalen und internationalen Zusammenhänge verknüpft. Es treten zwei von Herkunft und Charakter gegensätzliche Personen hervor, die zudem unterschiedliche Geschäftstypen repräsentieren: Aușnit der Manager, Malaxa der Unternehmensgründer. Beiden wiederum gemeinsam war, vom rumänischen Wirtschaftsnationalismus der Zwischenkriegszeit begünstigt zu werden, wenngleich in jeweils anderer Art und Weise. Ausgehend von in Wien zentrierten persönlichen und geschäftlichen Beziehungen war Max Aușnit von Anfang an auf mehreren Ebenen international vernetzt, Nicolae Malaxa hingegen ursprünglich fast ausnahmslos im nationalen Kontext verankert. Wirtschaftliche Dominanz erreichten beide, als sie sich 1931 verbündeten, den Markt in Rumänien unter den von ihnen beherrschten Unternehmen aufteilten und sich neue Geschäftsfelder – etwa in der Rüstungsindustrie oder bei Infrastrukturinvestitionen – erschlossen. Wichtigste Folge war eine weitere Internationalisierung der wirtschaftlichen Verknüpfungen (vor allem in Richtung Westeuropa und USA), die nunmehr auch Malaxa betraf. Unterdessen blieben die politischen Netzwerke beider Protagonisten auf Rumänien beschränkt. Dieses Beispiel illustriert, wie die wirtschaftsnationale Politik Rumäniens in den 1920ern daran scheiterte, bestehende internationale Kapitalverflechtungen gerade bei nostrifizierten Unternehmen aufzubrechen. Und in den 1930ern verhinderte sie nicht, dass ausgerechnet die größten Profiteure einer protektionistischen Politik der Importsubstitution neue internationale Kapitalverflechtungen eingingen. Genau diese internationalen Kapitalverflechtungen waren 1939 das Einfallstor für den Versuch des nationalsozialistischen Deutschland, die direkte Kontrolle über das Industrieimperium Aușnits und Malaxas zu erlangen. In diesen Kontext ordnet sich die wirtschaftliche Ausschaltung Aușnits 1939 und Malaxas 1941 ein. Nach anfänglichem Zögern wehrte das mit Deutschland politisch und militärisch verbündete Antonescu-Regime deutsche Versuche ab, die Wirtschaft Rumäniens zu durchdringen, weil es – in der Tradition des Wirtschaftsnationalismus stehend – den Kern des Industrialisierungsprojekts für die zukünftige Entwicklung des Landes retten wollte. Die Ergebnisse werden in Form einer Monographie veröffentlicht.

 
 

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