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Die Einnahme von Acetaminophen (Paracetamol) während der Schwangerschaft gefährdet die Entwicklung des Immunsystems der Nachkommen
Antragstellerin
Professorin Dr. Gisa Tiegs
Fachliche Zuordnung
Gynäkologie und Geburtshilfe
Pharmakologie
Rheumatologie
Pharmakologie
Rheumatologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 255154572
Paracetamol (Acetaminophen, APAP) wird werdenden Müttern als einziges Arzneimittel zur Schmerzlinderung und Fiebersenkung während der gesamten Schwangerschaft empfohlen. Aktuelle epidemiologische Studien zeigen, dass eine pränatale APAP (Selbst)-Medikation der Mutter zu einem erhöhten Asthmarisiko der Kinder führt. APAP wird in der mütterlichen Leber metabolisiert und ist plazentagängig, kann also die fötale Leber erreichen. Diese übernimmt in der Embryogenese vorübergehend die Funktion als hämatopoetisches Organ und liefert Vorläuferzellen für die Lymphopoese und Myelopoese, d.h. für Immunzellen, die später im Knochenmark und im Thymus reifen. Wir gehen von der Hypothese aus, dass APAP die mütterliche Immun-Adaptation an die (semiallogene) Schwangerschaft und die fötale Immunentwicklung beeinträchtigt. Hierzu entwickelten wir ein Mausmodell, mit Hilfe dessen wir den Einfluss von pränatal appliziertem APAP auf die Schwangerschaftsadaptation sowie die fötale und frühkindliche Entwicklung untersuchen können. Wir konnten zeigen, dass die Hepatotoxizität von APAP bei schwangeren Mäusen stärker ausgeprägt und die Zahl der hämatopoetischen Stammzellen (HSC) in der fötalen Leber reduziert ist. Darüber hinaus war bei den Nachkommen der APAP-behandelten Mütter der Schweregrad des allergischen Asthmas in einem Ovalbumin (OVA)-induzierbaren Modell erhöht. Diese Nebenwirkungen von APAP waren durch Erhöhung des hepatozellulären Glutathionspiegels reversibel. In einer humanen, prospektiven, longitudinalen Geburtenkohortenstudie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf konnten wir zeigen, dass 40% der schwangeren Frauen mindestens einmal während der Schwangerschaft APAP einnahmen. Darüber hinaus beobachteten wir eine signifikante Reduktion der HSC im Nabelschnurblut nach maternaler Einnahme von APAP im dritten Trimenon.In der nächsten Förderperiode wollen wir die Konsequenzen der pränatalen APAP-Einnahme auf das kindliche Immunsystem untersuchen. Wir fokussieren uns hierbei auf die Immunologie des allergischen Asthmas und die neonatale Virusinfektionsabwehr. Im Mausmodell werden wir die Möglichkeiten eines ‚Rescues‘ des APAP-Effekts durch ‚Antidots‘ untersuchen. Im Humansystem wollen wir die Beeinträchtigung der HSC-Reifung bzw. der Hämatopoese sowie Verschiebungen von T-Zell-Subpopulationen im Nabelschnurblut und im peripheren Blut der Kinder untersuchen. Vervollständigt werden diese Daten mit Ergebnissen der Humanstudie im Hinblick auf das Auftreten frühkindlicher Infektionen, schlechter Impfantworten und allergischer Reaktionen bis hin zum allergischen Asthma.Dieses Projekt bietet die besondere Möglichkeit, mechanistische Daten der pränatalen APAP-Einnahme in einem definierten Mausmodell zu erheben. Zudem sind in der humanen Geburtenkohortenstudie wertvolle Daten zu Medikationsdauer und -umfang vorhanden. Diese können mit immunologischen und pädiatrischen Daten kombiniert und ausgewertet werden.
DFG-Verfahren
Klinische Forschungsgruppen