Mikrobio- und Isotopenstratigraphie des Unterjura und der Oberkreide in der Geothermiebohrung Groß Schönebeck 4/06
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Frühjahr 2006 wurde in Groß Schönebeck ca. 50 km nordöstlich von Berlin im Rahmen eines Geothermie-Projekts eine Tiefenbohrung durchgeführt, deren Ziel es war, die geothermisch relevanten Rotliegend-Horizonte zu untersuchen, welche bei einer früheren Bohrung in einer Tiefe von 3900 Metern erreicht und nun bis zur Endtiefe von 4400 Metern durchteuft wurden. Die Bohrung (wie heute leider fast nur noch üblich nahezu ausschließlich ungekernt, also nur Spülproben liefernd) stieß auf eine ganze Reihe unterschiedlicher Probleme, so dass Gestänge und Bohrkopf häufiger gewechselt werden mussten, wobei die Bohrwerkzeuge immer wieder Material aus den Wänden des Bohrlochs schlugen und kratzten. Dies hatte zur Folge, dass das bearbeitete Lias-Probenmaterial in extremer Weise mit herab fallendem, jüngerem Material kontaminiert wurde, was zu einer unsicheren stratigraphischen Einordnung der liassischen Bohrproben führte. Inklusive Nachfall könnten die Mikrofaunen jeder der Proben aus dem Lias, der Kreide (Alb-Turon) oder auch aus dem Känozoikums (Oligozän und jünger) stammen. Aus der insgesamt 315 m mächtigen und nach bisherigem Kenntnisstand das Hettangium bis Toarcium, also den größten Teil des Unterjura repräsentierenden Liasabfolge wurden in 5-Meter-Abständen Proben genommen. Von den insgesamt 65 Proben erwiesen sich 34 als fossilreich und stellten die Grundlage der weiteren Arbeiten dar. Die Foraminiferenfauna (oft von hervorragender Erhaltung) überwog bei weitem, die viel zu seltenen Ostracoden wurden (trotz ebenfalls guter Erhaltung) vorerst nicht weiter bearbeitet. Eine einfache Unterscheidung zwischen den autochthonen Lias- und den nach gefallenen jüngeren Foraminiferen (etwa aufgrund der Farbe, was gelegentlich geht) ist nicht möglich. Insgesamt wurden 50 Taxa identifiziert (35 authochtone liassische und 15 allochthone kretazische Foraminiferen-Taxa). Die Art der Probenförderung verursachte eine Kontamination des Materials. Die auftretenden „long-range“-Taxa sowie die Kontamination verhinderten eine genaue biostratigraphische Gliederung des Lias. Neue Ergebnisse zur stratigraphischen Reichweite (Lebensdauer der Arten) sind in Bezug auf die Foraminiferen Verneulina mauritii und Anomalina liasica festzustellen, die in deutlich jüngeren stratigraphischen Einheiten als bisher bekannt identifiziert wurden. Die Dominanz der Unterordnung Lageniina ließ Rückschlüsse auf den Gehalt an gelöstem Sauerstoff (suboxisch, 0,3-1,5 mL/L O2) im Meerwasser zu. Dies gilt offenbar für den gesamten Unterjura der Bohrung, am Boden des frühen Brandenburger Jurameeres herrschten also zumeist sauerstoffarme, aber nicht sauerstoffreie Bedingungen (letzteres tritt aber auch gelegentlich auf).
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2007): Foraminiferen-Biostratigraphie im Unterjura der Geothermiebohrung Groß Schönebeck 4/05 bei Berlin. - In: Elicki, O. & Schneider, J.W. (Hrsg.): Fossile Ökosysteme, 77.Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft, Kurzfassung der Vorträge und Poster. Wissenschaftliche Mitteilungen des Institutes für Geologie der TU Bergakademie Freiberg, 36: 40
Fischer, K.
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(2007): Foraminiferen-Biostratigraphie im Unterjura der Geothermiebohrung Groß Schönebeck 4/05 bei Berlin. – Poster 77. Jahrestagung der Paläontologischen Gesellschaft, Bergakademie Freiberg
Fischer, K.