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Der Elbe-Weser-Raum unter schwedischer Landesherrschaft als Teil europäischer Politik (1645 - 1712). Tiefenerschließung des Schwedischen Regierungsarchivs im Niedersächsischen Landesarchiv - Abteilung Stade
Antragstellerin
Dr. Sabine Graf
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 269664800
Der Antrag verfolgt das Ziel, die tiefe inhaltliche Erschließung der im Niedersächsischen Landesarchiv (NLA) – Abteilung Stade – überlieferten Akten des ‚Schwedischen Regierungsarchivs’ (Rep. 5a) mit Hilfe des web-basierten Archivinformationssystems ‚Arcinsys‘ fortzuführen und der wissenschaftlichen Forschung unmittelbar zugänglich zu machen. Der Bestand enthält die mit Abstand wichtigste archivalische Überlieferung zur sieben Jahrzehnte dauernden Herrschaft der Schweden in Nordwestdeutschland. Er bildet eine zentrale Quellengrundlage für die bisher kaum erforschten Herrschaftsstrukturen einer aufstrebenden Großmacht im frühneuzeitlichen Europa. Die Herzogtümer Bremen und Verden waren ab 1648 Teil eines sprachlich und kulturell vielfältigen Konglomeratstaates, dessen Fundamente auf der Einheit von Religion und politischer Loyalität gegenüber dem Fürsten und seiner Dynastie ruhten. Die Politik Schwedens als neuer europäischer Großmacht basierte auf der Bündelung aller Ressourcen in den Kernlanden und den neu eroberten Provinzen. Entsprechend wurden die Herzogtümer von der neuen Residenz und Landesfestung Stade aus durch eine Provinzialregierung funktional verwaltet und an europäische Standards, vor allem kulturell und militärisch, herangeführt. Im Zusammenhang mit dem Großen Nordischen Krieg (1700–1721) und der bröckelnden Großmachtposition Schwedens eroberte Dänemark, der Konkurrent um die Vorherrschaft im Nord- und Ostseeraum, 1712 Bremen-Verden; ab 1715/20 gehörten die Herzogtümer dann zum Kurfürstentum Hannover.Trotz seiner großen Bedeutung war dieser Bestand für die Forschung bislang nur äußerst begrenzt nutzbar und lediglich durch ein Findbuch des 19. Jahrhunderts erschlossen. Nachdem in der ersten Projektphase die erste Hälfte des Bestandes wissenschaftlich erschlossen wurde, zielt der Fortsetzungsantrag auf die Tiefenerschließung des zweiten, eher landesbezogenen Teils der Überlieferung. Damit wird die Umsetzung der schwedischen Herrschaft mit ihrer modernen Verwaltung in den einzelnen Teilen des Elbe-Weser-Raums deutlich – in den Städten, Flecken, Ämtern, säkularisierten Klöstern, Festungen, Gerichten und Börden sowie Marschländern. Vor allem in Verbindung mit dem bereits gründlich erschlossenen und ebenfalls in der Abteilung Stade des NLA archivierten Bestandes „Schwedisches Tribunal zu Wismar“ (Obergericht für die deutschen Provinzen der schwedischen Krone) sowie der korrespondierenden archivalischen Überlieferung in den Reichsarchiven Stockholm und Kopenhagen sowie in der NLA-Abteilung Hannover eröffnen sich neue Forschungsperspektiven, die weit über die für Nordwestdeutschland zentrale Epoche der Schwedenzeit hinausweisen (u.a. zu composite monarchies). Dass die Herzogtümer Bremen und Verden unter der Herrschaft der schwedischen Krone standen, jedoch im Verband des Deutschen Reiches verblieben, ist ein anschauliches Beispiel für europäische Zusammenarbeit im 17. und 18. Jahrhundert.
DFG-Verfahren
Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)