Förderung der Kompetenz von Lehrkräften durch mediengestütztes, fallbasiertes Lernen: Experimentelle Forschung zur Implementation pädagogischer Innovationen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Qualität des Lehrhandelns in organisierten Lehr-Lernsituationen und damit verknüpft die Professionalisierung Lehrender werden in Forschung wie Bildungspolitik und -praxis als zentral angesehen für das Gelingen von Lehr-Lernprozessen. Damit geht ein zunehmendes Interesse einher an evidenzbasierten Interventionen und Antworten auf Fragen nach der Wirkung gerade auch z.B. videofallbasierter Konzepte für die (Aus- und Weiter-)Bildung von Lehrenden. Mit Blick auf eine stärkere Evidenzbasierung bildungspolitischen und pädagogischen Handelns gewinnt eine daran anknüpfende Implementationsforschung an Bedeutung. Denn sie kann einen Beitrag leisten zur Klärung der Frage, wie evidenzbasierte Interventionen in alltägliche Lehrerbildungspraxis implementiert werden können – mit welchen Auswirkungen auf ihre ursprünglich vorhandene Wirksamkeit? Vor dem Hintergrund dieser Diskurse wurden im Kontext der Tübinger DFG-Forschergruppe „Analyse und Förderung effektiver Lehr-Lernprozesse“ drei aufeinander aufbauende Projekte durchgeführt. Wie alle Teilprojekte innerhalb dieser Forschergruppe orientieren sie sich an einem Verständnis grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung, nach dem neben wissenschaftlichen Erkenntniszielen zugleich auch praxisbezogener Nutzen für die Gestaltung mediengestützter Lehr-Lernprozesse verfolgt werden soll. Konkret widmeten sich die Projekte den Gelingensbedingungen computergestützten, videofallbasierten Lernens (angehender) Lehrender zur zielgerichteten Förderung ihrer Kompetenz zur Diagnose von Lehr-Lernsituationen: So wurde in der ersten Förderphase in einer quasi-experimentellen Pre-Post-Follow-up-Interventionsstudie unter laborähnlichen Bedingungen im Feld der ersten Lehrerbildungsphase zunächst systematisch geprüft, welche instruktionalen Hilfen besonders förderlich sind beim videofallbasierten Lernen für die nachhaltige Förderung der adressierten Kompetenz. Inhaltlich aufbauend auf diesen Befunden wurde in der zweiten sowie abschließenden dritten Förderphase über eine quasi-experimentelle Pre-Post-Interventions- und Implementationsstudie im Feld der zweiten Lehrerbildungsphase zum einen der Frage nach den Gelingensbedingungen der Implementation dieses evidenz- und videobasierten Konzepts nachgegangen: Welchen Einfluss haben verschiedene Grade pädagogischer Autonomie von Lehrerausbildern bei deren eigener Implementation des Konzepts in ihren regulären Referendarskursen (UV1: geringe/ mittlere/hohe Autonomie) auf die intendierte Förderung der Kompetenz von Referendaren zur Diagnose von Lehr-Lernsituationen in der Trainings- und in den beiden Anwendungssituationen ˏlive-Hospitation in Fremdunterricht´ und ˏeigene unterrichtliche Handlungssituation´? Zum anderen wurde in Anlehnung an die Expertiseforschung (ˏÜbung macht den Meister´?) untersucht, welche Bedeutung zusätzliche, zeitlich gestreckte und gezielte Videofallarbeitsübungen (UV2: gegeben/nicht gegeben) für die Erweiterung der adressierten Kompetenz, d.h. für den Transfer in die Anwendungssituationen haben. Fokussiert auf die Befunde der beiden letzten Förderphasen mit insgesamt 463 Referendaren und ihren Lehrerausbildern aus sechs verschiedenen Bundesländern zeigen erste Ergebnisse, dass (a) die Wirksamkeit des Konzepts videobasierter Fallarbeit auch im pädagogischen Handlungsalltag möglich ist und (b) ein Transfer der Kompetenz aus der Trainings- in Anwendungssituationen in Teilen gelingt. Besonders förderlich scheint es hierfür zu sein, dass Lehrerausbilder das Konzept möglichst originalgetreu, d.h. unter geringer pädagogischer Autonomie umsetzen. Ein systematischer Effekt zusätzlicher Videofallarbeitsübungen zeigte sich hingegen nicht. Tiefergehende Analysen zu den Effekten – insbesondere auch unter Berücksichtigung der Mehrebenenstruktur – werden derzeit durchgeführt. Unter einer Anwendungsperspektive erscheint es für ein reales Wirksam-Werden des evidenzbasierten Konzepts in alltäglicher Praxis zweckmäßig, pädagogische Praktiker bei der Konzeptimplementation durch flankierende Unterstützungsangebote zu begleiten. Weiterführende Forschungsperspektiven liegen in (quasi-experimentellen) Längsschnittstudien, die auch institutionell mitbedingte Selektions-, Rezeptions- und Legitimationslogiken relevanter Akteure im Implementationsprozess untersuchen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2014). Analyse und Förderung effektiver Lehr-Lernprozesse unter dem Anspruch evidenzbasierter Bildungsreform. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(2), 193-223
Schrader, J.
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(2014). Aus Fällen lernen. Ein Konzept von Lehr- und Beratungskompetenz. In A. Schlüter (Hrsg.), Beratungsfälle - Fallanalysen für die Lern- und Bildungsberatung (S. 202-213). Opladen: B. Budrich
Digel, S. & Schrader, J.
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(2014). Implementation eines wissenschaftlich erprobten, didaktischen Konzepts. Der Einfluss pädagogischer Autonomie auf die Wirksamkeit in der Praxis. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 17(2), 297-322
Hetfleisch, P., Goeze, A. & Schrader, J.
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(2015, August). What makes an evidencebased concept work best in everyday educational practice? The effects of educational autonomy during concept implementation. Round Table at the 16th biennial conference of the European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI JURE), Limassol, Cyprus
Hetfleisch, P., Goeze, A., Digel, S. & Schrader, J.
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(2016, August). How do educational practitioners react towards evidence-based knowledge? Perception and judgement criteria when implementing an evidence-based training concept. 22nd European Conference on Educational Research (ECER) of the European Educational Research Association (EERA), Dublin, Ireland
Hetfleisch, P. Goeze, A. & Schrader, J.
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(2017). Wie PraktikerInnen wissenschaftliche Befunde verwenden. Selektions- und Rezeptionsprozesse bei der Implementation eines evidenzbasierten Trainingskonzepts. Zeitschrift für Pädagogik, 63(2), 182-205
Hetfleisch, P., Goeze, A. & Schrader, J