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Die Stupa-Anlage von Kanaganahalli: kunstwissenschaftliche und religionsgeschichtliche Auswertung der Darstellungen auf dem rituellen Umschreitungsweg

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 270746539
 
Die buddhistische Kultanlage von Kanaganahalli mit ihrem zentralen Stupa-Bau bestand seit vorchristlicher Zeit bis in das 4. Jh. AD. In ihrer Bedeutung steht sie auf einer Stufe mit zwei weiteren Höhepunkten frühbuddhistischer Kunst und Architektur, nämlich Bharhut und Sanchi, und ihre Entdeckung stellt einen der wichtigsten archäologischen Funde des 20. Jahrhunderts in Indien dar. Die bisherige wissenschaftliche Erschließung in Indien wird der Bedeutung der Anlage allerdings nicht gerecht; bislang liegen nur die Lesungen der Inschriften befriedigend publiziert vor.Ein erstes Projekt war dem Korpus großformatiger Reliefs gewidmet, die in die Zeit kurz nach der Zeitenwende datieren und ursprünglich als Verkleidung für die Kuppel des Stupa dienten. Die Darstellungen auf diesen Reliefplatten wurden beschrieben, identifiziert und mit Darstellungen aus der Kunst anderer Regionen Indiens verglichen; diese Arbeit steht vor dem Abschluss. Aus den Ergebnissen lässt sich die Stellung Kanaganahallis in der Entwicklung der buddhistischen Kunst Indiens ablesen, und sie zeigen die Wichtigkeit des Fundorts für unsere Kenntnis des indischen Buddhismus. Viele Darstellungen in Kanaganahalli sind nämlich einmalig, so z.B. die mit Inschriften versehenen Portraits der Satavahana-Könige; inschriftlich dokumentiert sind zudem Episoden aus dem Leben des Buddha, die sich in literarischen Quellen nicht erhalten haben, sowie Titel von Vorgeburtsgeschichten, die von den bisher bekannten Versionen deutlich abweichen.Der jetzige Antrag ergänzt das erste Projekt und schließt die Untersuchung der Skulpturen aus Kanaganahalli ab. Untersucht werden die Reliefs, mit denen der untere Teil des Stupa verkleidet war und die der Besucher bei der Umwandlung des Stupa aus nächster Nähe sah. Die Bilder in diesem Bereich zeigen keine Erzählungen, sondern heilige Stätten, die mit der Buddha-Legende verbunden sind. Unter Einbeziehung von Symbolen der Buddha-Präsenz und von Figuren wie nagas und yaksas wird offenbar eine Art "heiliger Geographie" visualisiert, die im Rahmen des Projekts erforscht werden soll. An den vier vorspringenden Plattformen, die um ca. 120 AD am Stupa ergänzt wurden, finden sich Friese mit Szenen aus der Buddha-Legende. Diese insgesamt 32 Szenen sind wichtige Indikatoren für die wechselseitige Beeinflussung zwischen Kanaganahalli und anderen Kunstzentren in Andhra Pradesh. Das Projekt umfasst schließlich die vollplastischen Skulpturen im Bereich des rituellen Umgangs, darunter die Darstellungen der acht zeitlich aufeinanderfolgenden Buddhas unter Einschluss von Maitreya, sowie die ornamentalen Objekte, an denen sich der intensive Austausch mit außerindischen Regionen, vor allem mit Rom, nachweisen lässt. Markantestes Beispiel für diesen im Zuge des Handels zwischen dem Satavahanareich und dem Mittelmeerraum blühenden Austausch ist die Darstellung des buddhistischen Rads der Lehre mit einer Löwenkopf-Nabe, wie sie von den römischen Wagenrädern bekannt ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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