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Längsschnitts-Untersuchung religiöser Entwicklung in Deutschland mit dem Faith-Development-Interview und psychologischen Skalen: Matching Funds für unser von der John Templeton Foundation gefördertes Projekt in den U.S.A.
Antragsteller
Professor Dr. Heinz Streib
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271081487
James Fowlers Theorie der Glaubensentwicklung hat die Praktische Theologie in den U.S.A. und Deutschland, und hier besonders die Religionspädagogik und Seelsorge, dahingehend beeinflusst, eine Perspektive von Entwicklung und Veränderung der Religiosität über die Lebensspanne einzubeziehen. Fowlers Theorie hat viele Forschungsprojekte inspiriert, die meist das Faith Development Interview (FDI) als Instrument verwendet haben. Jedoch gibt es in der relativ respektablen Forschungstradition keine größere Studie mit einem Längsschnittdesign. Daher kann man genau genommen behaupten, dass eine Entwicklung von faith noch nie empirisch bewiesen wurde. Vielmehr rekurrieren alle empirischen Ergebnisse über Glaubensentwicklung auf altersspezifische Präferenzen für spezifische Glaubensstufen, die dann im Rahmen unhinterfragter theoretischer Annahmen, wie sie in der strukturgenetischen Tradition entwickelt worden sind, interpretiert werden. Mit mehr als 500 FDIs, darunter ca. 90 FDIs mit islamischen Probanden, und weiteren über 500 bisher ungenutzten Adressdaten, meist aus DFG-finanzierten Bielefelder Forschungsprojekten (Studie über Dekonversion; über die Semantik von Spiritualität), besitzt das Bielefelder Research Center for Biographical Studies in Contemporary Religion das einzigartige Privileg einer umfangreichen Datengrundlage, die als Ausgangsbasis für eine Längsschnittuntersuchung über Glaubensentwicklung in der Lebensspanne im Erwachsenenalter in der Breite religiöser Einstellungen und Weltanschauungen, die eine pluralistische, religiös diverse Gesellschaft charakterisieren, genutzt werden kann. Parallel zu unserem von der John Templeton Foundation geförderten Projekt in den U.S.A., implementiert diese erste 30-monatige Phase des Projekts ein Längsschnittdesign, beginnt mit einer für 2015 geplanten wiederholten Befragung der Respondenten aus früheren Studien und erstellt ein FDI Sample von ca. 430 Probanden, die 2020 erneut interviewt werden sollen. Forschung mit dem FDI erfolgt primär mit qualitativen, interpretativen Verfahren, deren Ergebnisse jedoch auch quantifiziert werden können. In die qualitative Analyse fließen somit neue Aspekt ein, die außer den kognitiv strukturellen Operationen auch narrative Kohärenz, Bindung, Mentalisierung, und Weisheit dokumentieren. Auf der Basis eines Fragebogens mit detaillierten Demographics und einer Reihe von Skalen, z.B. zu Persönlichkeitsfaktoren (NEO Five Factor Inventory), Bindung, psychologischem Wohlergehen und Wachstum (Ryff), Generativität (LGS), Intoleranz von Ambiguität, Zentralität von Religion, Fundamentalismus, Glaube an Gott, religiöse Schemata (RSS), können psychologische Prädiktoren und Korrelate für Entwicklung analysiert werden. Die Untersuchung kombiniert also quantitative und qualitative Verfahren und nimmt dabei Erfahrungen auf, die wir in Bielefeld gesammelt haben. Ziel dieses Projekts ist, das Desideratum für empirische Evidenz religiöser Entwicklung und ihrer Bedingungen aufzugreifen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen