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Multinationale Unternehmen aus China in Deutschland: Institutionelle Nähe, lokale Vernetzung und Wissensaustausch

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 271648712
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das abgeschlossene Forschungsprojekt setzte sich das Ziel, „durch eine Untersuchung chinesischer MNU in Deutschland zu einem empirisch abgesicherten Verständnis der Implikationen institutioneller Distanz und der firmenorganisatorischen Maßnahmen zur Aneignung von lokal gebundenem Wissen zu kommen und zur Erweiterung des zugehören Theorieapparats beizutragen.“ Folgende Arbeitsergebnisse sind vor dem Hintergrund der Zielsetzung besonders hervorzuheben: Die Projektergebnisse verbessern das konzeptionelle und empirische Verständnis der Implikationen institutioneller Distanz. Ergänzend zu in der Literatur beschriebenen regulativer Distanz wurde die Bedeutung normativer Distanz zwischen Mutter- und Tochterunternehmen und kulturell-kognitiver Distanz innerhalb der übernommenen Unternehmen identifiziert. Dies erlaubte eine Systematisierung der Einbettung von Übernahmeprozessen in multiskalare institutionelle Kontexte. Maßnahmen zur Überbrückung institutioneller Distanzen wurden durch eine Anpassung des Konzepts der institutionellen Arbeit (institutional work) erfasst. Die institutionelle Arbeit von Intermediären ist besonders bei privatwirtschaftlichen Intermediären in allen Phasen des Übernahmeprozesses intensiv und bei staatlichen Intermediären überraschend passiv. Es gibt deutliche regionale Unterschiede in den Erfahrungen der Intermediäre beim Umgang mit chinesischen Übernahmen. Eine besonders vielversprechende Forschungsperspektive eröffnen die Ergebnisse zu Schlüsselpersonen als unternehmensinterne Intermediäre mit ihren vielfältigen Rollenzuweisungen und Selbstverständnissen. Die Untersuchung der Maßnahmen zur Aneignung von in Deutschland lokal gebundenem Wissen durch neue chinesische Eigentümer hat zu einem detaillierten und konsistenten Befund geführt. Als wesentliche Ergebnisse sind hervorzuheben, dass die Maßnahmen zur Wissensaneignung nur in seltensten Fällen den Charakter des Transfers von bestehendem Wissen annehmen. Der Normalfall ist der Aufbau neuer und gemeinsamer deutsch-chinesischer Mechanismen, die beiderseitiges Lernen erlauben, z. B. firmeninterne Entwicklungszentren. Zunehmend zeigt sich nicht nur ein Transfer technischen Wissens aus den akquirierten deutschen Tochterunternehmen nach China, sondern auch ein gegenläufiger Wissenstransfer von den chinesischen Unternehmensteilen an die deutschen. Vor diesem Hintergrund sind theoretische Modelle des internationalen Wissenstransfers zu modifizieren. Es hat sich gezeigt, dass in der Öffentlichkeit diskutierte Vorbehalte gegenüber chinesischen Akquisitionen bei den betroffenen Unternehmen kaum Widerhall finden. Gleiches gilt auch für ihre Kunden und Lieferanten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2018: Chinese cross-border acquisitions in developed economies: The organization of knowledge transfer and the impact on business-to-business customer and supplier relationships of the acquired enterprise. Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen
    Haasis, T.
  • 2018: The organization of knowledge transfer in the context of Chinese cross-border acquisitions in developed economies. In: Asian Business & Management 17 (4): 286-311
    Haasis, T. I.; Liefner, I.; Garg, R.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1057/s41291-018-0041-y)
  • 2019: Reviewing the research on the internationalization of Chinese firms: Thematic expansion, new impulses and potential future development. In: International Journal of Emerging Markets
    Haasis, T. I.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1108/IJoEM-03-2017-0094)
 
 

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