Bestattungen im naturnahen Raum.Kirchliche Reaktion und theologische Verarbeitung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Bearbeitungszeitraum wurden 24 narrative Interviews zum Thema mit Angehörigen, Pfarrern/Pfarrerinnen, Bestattern/Bestatterinnen und freien Rednern/Rednerinnen geführt. Drei der vier Akteursgruppen sind bereits verschriftlicht ausgewertet worden, insgesamt liegt ein Textkorpus von etwa 80 Seiten vor. In der Auswertung der verschiedenen Akteursgruppen lässt sich vorerst festhalten, dass sich auf Seiten der Angehörigen ein wachsendes Autonomiebewusstsein artikuliert, für welches der Kasualkontext Wald besonders signifikant ist. Die Bestatterinnen und Bestatter scheinen dieses wachsende Autonomiebewusstsein der Angehörigen eher zu bestärken. So sie zusätzlich als freie Rednerinnen und Redner tätig sind, bieten sie den Angehörigen ein breites rituelles Repertoire an, welches mitunter auch christliche Elemente wie den Segen und das Vaterunser umfasst. Pfarrerinnen und Pfarrern zeigen insgesamt eine stärkere Zurückhaltung gegenüber der Pluralisierung der Bestattungsorte und dem damit verbundenen Verlassen routinisierter Räume. Auch in den untersuchten Gottesdienstentwürfen der interviewten Pfarrerinnen und Pfarrer werden Ort und Art der Bestattung – im Gegensatz zur Biografie der Verstorbenen – selbst kaum thematisiert. Sie scheinen für die Deutung des jeweiligen Todesfalls keine zentrale Rolle zu spielen. Mit dieser pragmatischen Zurückhaltung wird ein Muster fortgesetzt, das sich historisch bei einem noch viel radikaleren Einschnitt der Bestattungskultur zeigte, nämlich bei der Einführung der Feuerbestattung am Ende des 19. Jahrhunderts.