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Erkundungen der Grenzen des quantifizierten Selbst: Menschliche Handlungsfähigkeit und Wissen in der Literatur und Kultur des Informationszeitalters
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Ulfried Reichardt; Professorin Dr. Regina Schober
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 272814421
Quantitative Vorstellungen vom Menschen und menschlicher Subjektivität haben spätestens seit der Diskussion um Big Data und die Quantified Self-Bewegung Einzug in gesellschaftlichen Debatten gehalten. Das Forschungsprojekt geht von der Annahme aus, dass vor allem in den Vereinigten Staaten im Zuge der Digitalisierung, Ökonomisierung und technologischen Durchdringung aller Lebensbereiche Entwürfe des Selbst zunehmend von quantifizierbaren Parametern bestimmt werden. Ziel des Projekts ist es herauszufinden, wie sich US-amerikanische Romane - vor dem Hintergrund der Deutungshoheit der Natur- und Sozialwissenschaften - mit den durch Methoden der Quantifizierbarkeit erzeugten qualitativen Veränderungen des Menschlichen auseinandersetzen sowie welche Problemlösungen sie hierzu anbieten. Der Begriff quantified self soll dabei in einer weitgefassten Bedeutungsdimension an theoretische Diskurse 1) der ökonomiebezogenen Subjektivität, 2) des Posthumanismus und 3) von Wissenskulturen des Informationszeitalters angeschlossen werden. Mit Blick auf bisher vorliegende Untersuchungen zu diesen drei Forschungsgebieten sollen Gemeinsamkeiten und Schnittpunkte herausgearbeitet und unter dem Fokus des quantifizierten Selbst zusammengefasst werden. Ausgehend von den hierbei rekonstruierten Diskursen und thematischen Schwerpunkten soll eine bisher noch kaum erfolgte literatur- und kulturwissenschaftliche Reflexion des aktuellen Phänomens des quantifizierten Selbst unternommen werden. Gerade der kultur-/literaturwissenschaftliche Blickwinkel ermöglicht es, Aussagen zu machen, die über die diagnostische und deskriptive Ebene hinausgehen und gesellschaftliche Implikationen und Prognosen sowie Entwürfe möglicher Handlungsoptionen reflektieren. Eine zentrale These unseres Forschungsprojekts besteht darin, dass in den USA gleichzeitig mit extremen Ausformungen eines technikgetriebenen Modernisierungsprozesses auch korrektive Beobachtungspositionen entstehen; mit anderen Worten, dass die US-amerikanische Kultur, besonders die Literatur, diese Entwicklungen von einer Beobachtungsebene zweiter Ordnung aus stets begleitet und reflektiert. Aus den Forschungsergebnissen lassen sich darüber hinaus Rückschlüsse auf globale Entwicklungen ziehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen