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Beitrag von exekutiven Funktionen und Selbstkontrollkapazität zu Mathematikleistungen bei Grundschulkindern

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273312989
 
Erstellungsjahr 2017

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Selbstregulative Fähigkeiten als individuelle Lernvoraussetzungen sind von zentraler Bedeutung für den Erwerb mathematischer Kompetenzen im Grundschulalter und darüber hinaus. Verschiedene Komponenten selbstregulativer Fähigkeiten wurden jedoch bisher in unterschiedlichen Forschungsansätzen meist getrennt voneinander untersucht. Die vorliegende längsschnittliche Untersuchung berücksichtigt gleichzeitig EF (übergeordnete kognitive Prozesse, die zur Überwachung und Modifikation eigener Gedanken und Handlungen dienen) und Selbstkontrollkapazität (die Fähigkeit, im Kontext des täglichen Lebens Gedanken und Handlungen an längerfristigen Zielen auszurichten. Ziel dieser Studie war es zum einen, den Zusammenhang zwischen beiden Konstrukten zu entflechten. Zum anderen sollten die jeweils distinkten und gemeinsamen Einflüsse von EF und Selbstkontrollkapazität auf die Mathematikleistung von Drittklässlern untersucht werden. Gut entwickelte EF können den Lösungsprozess bei der Bearbeitung mathematischer Aufgaben direkt unterstützen. Analysen der Daten des ersten Messzeitpunkts zeigen, dass Kinder mit besseren EF auch eine größere Selbstkontrollkapazität aufweisen. Weiterhin fanden sich Hinweise darauf, dass fachspezifische motivationale Komponenten – operationalisiert durch das mathematikbezogene Fähigkeitsselbstkonzept – über die EF hinaus ebenfalls zur Selbstkontrollkapazität beitragen. Diese Ergebnisse sind im Einklang mit der theoretischen Konzeptualisierung von EF als der kognitiven Grundlage der Selbstregulation. Gleichzeitig zeigen sie, dass gut entwickelte EF kein Garant für tatsächlich gezeigte Selbstkontrolle in alltäglichen Kontexten sind, sondern dass die Selbstkontrollkapazität von Kindern darüber hinaus entscheidend von motivationalen Einflüssen abhängt. In Erweiterung der Literatur zeigen die Analysen weiterhin, dass sowohl EF als auch Selbstkontrollkapazität direkt zur Mathematikleistung von Grundschulkindern beitragen. Dieses Ergebnis stützt Annahmen, nach denen EF und Selbstkontrollkapazität die Mathematikleistung von Schülerinnen und Schülern über unterschiedliche psychologische Mechanismen unterstützen: Kinder mit hoher Selbstkontrollkapazität können Lerngelegenheiten besonders effektiv nutzen (z. B. im Unterricht konzentriert zuhören, Übungen und Hausaufgaben fertigstellen), während gut entwickelte EF die Mathematikleistung auch spezifisch über eine Unterstützung der kognitiven Prozesse während der Bearbeitung mathematischer Aufgaben fördern können. Darüber hinaus wurde ein indirekter Beitrag der EF über die Selbstkontrollkapazität zur Mathematikleistung gefunden. Gut entwickelte EF unterstützen die Mathematikleistung also über ihre Förderung der Selbstkontrollkapazität insgesamt sogar stärker, als ihr direkter Zusammenhang mit Mathematikleistung vermuten lässt. Lehrkräfte sollten Stärken und Schwächen ihrer Schülerinnen und Schüler in beiden Bereichen – EF und Selbstkontrollkapazität – berücksichtigen, um individuelle Unterstützungsmaßnahmen optimal auf die Bedürfnisse der Einzelnen abstimmen zu können.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017) Boys have not caught up, family influences still continue: Influences on executive functioning and behavioral self-regulation in elementary students in Germany. PsyCh journal 6 (3) 205–218
    Gunzenhauser, Catherine; Saalbach, Henrik; Suchodoletz, Antje von
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/pchj.180)
 
 

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