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Bilinguales Lehren und Lernen in der Grundschule - Effekte auf die naturwissenschaftliche Kompetenz

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273323441
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der bilinguale Unterricht orientiert sich an den Zielen des regulären Fachunterrichts. Gleichzeitig sollen fremdsprachliche Kompetenzen aufgebaut werden, die über das hinausgehen, was im regulären Englischunterricht entwickelt wird. Das Ziel besteht im Aufbau einer doppelten Fachliteralität. Die Ausweitung bilingualer Bildungsangebote auch auf die Grundschulen ist bildungspolitisch ausdrücklich gewünscht (KMK 2013), da Untersuchungen bilingual unterrichteten Lernen sehr gute Englischkenntnisse attestieren. In der Grundschule ist der Sachunterricht bei den bilingualen Angeboten sehr beliebt, da er motivierende und anschauliche Themen bereithält. Ob Grundschulkinder Fachinhalte des Sachunterrichts auf Englisch genauso gut verstehen und ob sie sie genauso gut versprachlichen können, wie auf Deutsch wurde bisher systematisch nicht untersucht. Becker beobachtet in einer qualitativen Studie in Baden-Württemberg eine Vereinfachung der Sachfachinhalte im bilingualen Sachunterricht, kann dies allerdings nicht anhand von erhobenen Daten belegen. Bei älteren Lernern liegen divergierende Ergebnisse vor. Im Rahmen der BiLL NaWi-Studie wurde die naturwissenschaftliche Kompetenz und die allgemeine Englischleistung von 207 bilingual unterrichteten Lernern und 125 regulär unterrichteten Lernern anhand der standardisierten TIMSS-Tests und anhand eines C-Tests erhoben. Die bilingual unterrichteten Lerner bearbeiteten den TIMSS-Test sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch. Die BiLL NaWi-Studie zeigt, dass bilingual unterrichtete Lerner über deutlich bessere allgemeine Englischleistungen als regulär unterrichtete Lerner verfügen. Ob sie auch fachsprachliche Englischleistungen aufgebaut haben, kann final nicht beantwortet werden. In zwei Klassen wurden ein im Rahmen der BiLL NaWi entwickelter C-Test eingesetzt, die Validierung des Instruments steht jedoch noch aus. Die Lerner bearbeiteten den fachsprachlichen C-Test etwas schlechter als den allgemeinsprachlichen C-Test. Bei den naturwissenschaftlichen Kompetenzen lassen sich keine signifikanten Unterschiede finden (BiLL NaWi bili = 537 Punkte, TIMSS 2011 = 547 Punkte). Die bilingual unterrichteten Lerner scheinen durch den überwiegend in der Fremdsprache erteilten Unterricht nicht überfordert zu sein. Lerner, die an Grundschulen mit bilingualem Zweig am regulären Sachunterricht teilgenommen haben, schneiden deutlich schlechter ab (BiLL NaWi regulär = 465 Punkte) als die bilingual unterrichteten Lerner und auch als die regulär unterrichten Lerner aus der TIMSS Stichprobe 2011 (TIMSS gematcht = 490 Punkte). Das Selektionsverfahren an den Grundschulen mit bilingualem Zweig scheint dazu zu führen, dass lernstarke und lernschwache Lerner getrennt werden und sich dies negativ auf die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Kompetenz der lernschwachen Lerner auswirkt. Bilingual unterrichtete Lerner schneiden im englischen TIMSS-Test deutlich schlechter ab als im deutschen TIMSS-Test. Sie sind nicht in der Lage ihre erworbenen naturwissenschaftlichen Kompetenzen in der Fremdsprache zu zeigen, auch wenn der Unterricht überwiegend auf Englisch gestaltet wird. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass es sich bei dem Ziel, naturwissenschaftliche Kompetenzen in zwei Sprachen bereits in der Grundschule aufbauen zu wollen, um ein sehr hoch gestecktes handelt. Das Ziel einer doppelten Fachliteralität muss für die Grundschule konkretisiert werden. Es werden didaktisch-methodische Konzepte benötigt, die den Gebrauch von zwei Sprachen systematisch mitdenken. Dafür muss auch die theoretische und empirische Beschreibung des Konzepterwerbs in zwei Sprachen fortgesetzt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2016) „Fachliteralität im Bilingualen Sachunterricht der Grundschule“. In: Böttger, Heiner/ Schlüter, Norbert (Hrsg.). Fortschritte im Frühen Fremdsprachenlernen. Tagungsband zur 4. FFF-Konferenz. Braunschweig: Westermann. 240-251
    Botz, Lieselotta/Frisch, Stefanie
  • 2016). "Sprachwechsel als integraler Bestandteil bilingualen Unterrichts." In: Diehr, Bärbel/Preisfeld, Angelika/Schmelter, Lars (Hrsg.). Bilingualen Unterricht weiterentwickeln und erforschen. Frankfurt: Peter Lang. 85-102
    Frisch, Stefanie
  • (2017). "Bilingualer Unterricht in der Grundschule. Challenges and Chances." In: Grundschule Englisch. 58. 30-33
    Frisch, Stefanie
  • (2018). "Das Zusammenspiel von zwei Sprachen im bilingualen Unterricht. Theoretische Überlegungen, empirische Erkenntnisse und praktische Implikationen." In: Caruso, Celestine, Hofmann, Judith, Rohde, Andreas & Schick, Kim (Hg.), Sprache im Unterricht. Ansätze, Konzepte und Methoden. Trier: WVT. 247-261
    Diehr, Bärbel/Frisch, Stefanie
 
 

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