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Die Online-Verarbeitung homophoner Wörter
Antragsteller
Professor Dr. Peter Indefrey
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2015 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273681275
Project PROC untersucht ob sich die gespeicherten Formen homophoner Wörter und Affixe in subphonemischen Details unterscheiden. Die Ergebnisse der ersten Projektphase legen nahe, dass von Gahl (2008) berichtete frequenzabhängige Wortlängenunterschiede zwischen heterographen Homophonen (Englisch thyme-time, Deutsch Saite-Seite) reliabel sind und mit gut kontrolliertem Stimulusmaterial experimentell repliziert werden können. Im Gegensatz dazu zeigten homographe Homophone (Englisch bank-bank, Deutsch Bank-Bank) diesen Effekt nicht. Beim Sprachverstehen scheinen Hörer Wortlängenunterschiede nicht auszunutzen, um homophone Wörter zu disambiguieren.Unserer Ansicht nach sprechen diese Befunde gegen die generelle Annahme subphonemischer Details in den lexikalischen Repräsentationen von Homophonen (und die damit einhergehende Annahme getrennter Wortformrepräsentationen).Bei heterographen Homophonen könnten die unterschiedlichen orthographischen Repräsentationen zur Bildung getrennter phonemische Repräsentationen führen oder alternativ die Wortlänge in späteren Stadien der Wortproduktion beeinflussen. In Phase 2 wird das Projekt PROC diese Ergebnisse in zwei Forschungslinien weiter verfolgen. Linie 1 wird mit behavioralen Methoden offene Fragen bezüglich der Frequenzvererbung und der frequenzabhängigen Wortlängeneffekte bei Homophonen klären. (a) Impliziert Frequenzvererbung gemeinsame lexikalische Wortformen oder kann sie auch zwischen phonologisch ähnlichen Wörtern (lexikalische Nachbarn) beobachtet werden?(b) Können Wortlängeneffekte in späteren Verarbeitungsstadien der Wortproduktion induziert werden?Linie 2 wird die Wechselwirkung zwischen phonemischen und orthographischen Wortformen untersuchen, insbesondere die Frage, ob heterographe Homophone gemeinsame phonemische lexikalische Repräsentationen haben oder nicht. Die beiden Optionen sagen unterschiedliche Muster phonologisch vermittelter Rechtschreibfehler voraus. Wir werden die Produktion und das Verstehen orthographischer Fehler mit Hilfe von Korpusanalysen sowie behavioralen und elektrophysiologischen experimentellen Paradigmen untersuchen.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Katja Biermann-Ruben; Professor Dr. Alfons Schnitzler