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Wirksamkeit und Wirkmechanismen einer emotionsorientierten Variante der kognitiven Verhaltenstherapie für Schizophrenie (CBTd-E) zur Reduktion von Wahnsymptomatik. Eine randomisiert-kontrollierte Therapiestudie.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Tania Lincoln; Professor Dr. Winfried Rief, Ph.D., seit 11/2015
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275236147
 
Erstellungsjahr 2022

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel der vorliegenden einfach-verblindeten, randomisiert-kontrollierten Studie war es, die Wirksamkeit einer 25 Sitzungen umfassenden, auf die Verbesserung von Emotionsregulation, Schlafqualität und Selbstwert fokussierten, kognitiven Verhaltenstherapie (Cognitive Behavioral Therapy for delusions with a focus on emotional stabilization: CBTd-E) im Hinblick auf die Reduktion von Wahnsymptomatik zu bestimmen. Dies erfolgte mittels Fragebögen, Interviews, Verhaltensdaten und elektronischen Tagebucherhebungen/Aktigraphie. Zusätzliche Ziele bestanden darin, das Ausmaß der Beeinträchtigung in der Emotionsregulation, Schlafqualität und dem Selbstwert bei Patient:innen mit Wahnsymptomatik im Vergleich zu gesunden Proband:innen näher zu beleuchten sowie zu prüfen, ob eine Verbesserung in diesen Variablen indirekt auch zu einer Verbesserung der Wahnsymptomatik führen würde (Mediatoreffekt). 81 Patient:innen mit schizophrenen Störungen und akut bestehender Wahnsymptomatik sowie 45 gesunde Vergleichsproband:innen konnten in den zwei Studienzentren eingeschlossen werden. Die Patient:innen erhielten sofort oder nach einer Wartezeit von sechs Monaten CBTd-E. Die Ergebnisse zeigen, dass Patient:innen, die CBTd-E erhielten (Therapiegruppe (TG)), sich in der primären Wirksamkeitsvariable Wahn nach 6 Monaten nicht stärker verbesserten als die Wartekontrollgruppe (WG) (ITT-Analyse mittels Regression der Post-Werte unter Kontrolle der Ausgangswerte, des Treatment-Centers und der Symptomschwere zu Therapiebeginn (leicht, moderat, schwer)). Im Vergleich zur WG verbesserte sich die TG ebenso nicht in der Positiv- oder Negativsymptomatik, der generellen Psychopathologie, der depressiven Symptomatik und dem allgemeinen Funktionsniveau. In Bezug auf die möglichen Mediatoren zeigten sich durchgängig geringere Baseline-Unterschiede zwischen den Patient:innen und den gesunden Vergleichsproband:innen als angenommen. Zwar verbesserte sich die TG in einem Aspekt der Emotionsregulation im Vergleich zur Wartekontrollgruppe (kognitive Umbewertung), allerdings nicht in weiteren Bereichen (Suppression, allgemeine Emotionsregulationsfähigkeit, Grübeln). Ebenso ergaben sich signifikante Verbesserungen im Selbstwert, allerdings nicht in negativen und positiven Selbstschemata oder Selbstmitgefühl. Auch zeigte sich kein Effekt auf die Schlafqualität. Da sich die Wahnsymptomatik in der TG nicht verbesserte, ist nicht von einem Mediationseffekt auszugehen. Die Ergebnisse des Projektes deuten im Wesentlichen darauf hin, dass die hier evaluierte indirekte Interventionsmethode die Wahnsymptomatik von Patient:innen mit psychotischen Störungen nicht reduzieren konnte. Möglicherweise liegt dies daran, dass nicht individualisiert jene Strategien trainiert wurden, in denen die Patient:innen jeweils ausgeprägte und hinreichend wahnrelevante Defizite aufwiesen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2017). From negative affect to paranoia in daily life: The role of emotion regulation in the formation of psychotic symptoms. In the symposium “Paranoia – potential vulnerability factors under the spotlight”. 6th European Conference on Schizophrenia Research (ECSR). September 14th-16th, 2017, Berlin, Germany
    Ludwig, L., Mehl, S., Krkovic, K., Lincoln, T. M.
  • (2019) „Ich kann es doch!“ - Effektiver Einsatz von Emotionsregulationsstrategien bei Patienten mit Psychosen. 38. Symposium und 11. Workshopkongress der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Erlangen
    Opoka, S. M., Mehl, S., Ludwig, L., Lincoln, T. M.
  • (2019). "Gut geschlafen? Wie Schlafqualität und circadiane Rhythmik das Auftreten von Paranoia beeinflussen. 38. Symposium und 11. Workshopkongress der Fachgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs)
    Kammerer, M. K., Ludwig, L., Mehl, S. & Lincoln, T.M.
  • (2019). Effectiveness of emotion regulation in daily life of individuals with psychosis and non-clinical controls. In the symposium “Paranoia: Cognitive and emotional processes in focus”. 7th European Conference on Schizophrenia Research (ECSR). September 26th-28th, 2019, Berlin, Germany
    Ludwig, L., Mehl, S., Krkovic, K., Lincoln, T. M.
  • (2019). P106 – Welche Auswirkungen hat Schlaf auf die Wahnsymptomatik? Eine Aktigraphie und ESM-Studie mit Schizophrenie-Patienten. Poster im 37. Symposium und 11. Workshopkongress der Fachgruppe für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, Erlangen
    Kammerer, M., Ludwig, L., Mehl, S. & Lincoln, T.M.
  • (2020). Awareness and rumination moderate the affective pathway to paranoia in daily life. Schizophrenia Research, 216, 161-167
    Ludwig, L., Mehl, S., Krkovic, K., Schlier, B., & Lincoln, T. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.schres.2019.12.007)
  • (2020). Effectiveness of emotion regulation in daily life in individuals with psychosis and non-clinical controls – an experience sampling study. Journal of Abnormal Psychology, 129 (4), 408-421
    Ludwig, L., Mehl, S., Krkovic, K.., & Lincoln, T. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/abn0000505)
  • (2020). Sleep and circadian misalignment predict paranoid symptom severity in psychotic patients: A combined actigraphy and experience sampling study. Journal of Abnormal Psychology, 130 (1). 78-88
    Kammerer, M., Mehl, S., Ludwig, L., & Lincoln, T. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1037/abn0000645)
  • (2021). An Experimental study on the effectiveness of emotion regulation in patients with acute delusions. Schizophrenia Research, 228, 206-217
    Opoka, S. M., Ludwig, L., Mehl, S., & Lincoln, T. M.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.schres.2020.11.054)
 
 

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