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Analytik von Dental-Methacrylaten aus zahnärztlichen Restaurationsmaterialien in der Raumluft

Fachliche Zuordnung Pharmakologie
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 27543057
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel der Arbeit war die qualitative und quantitative Ermittlung der Exposition von Beschäftigten durch die Freisetzung volatiler Methacrylate aus dentalen Materialien in die Raumluft in Zahntechniklaboren, Zahnarztpraxen und im Kursraum der Zahnklinik der LMU. Dazu wurde ein Messverfahren basierend auf der Festphasenmikroextraktion (SPME) in Kombination mit der Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) entwickelt und etabliert. Mit diesem Messverfahren konnten Nachweisgrenzen unter 1 ppb verwirklicht werden (z.B. EGDMA: 6 µg/m3), zugleich konnte das Verfahren aber auch bis in den ppm-Bereich kalibriert werden (z.B. MMA: 54 mg/m3) und deckte dadurch einen großen Konzentrationsbereich ab. Das neue Verfahren wurde zur Probenahme in drei Zahntechniklaboren in München eingesetzt. Hier konnten die Methacrylate MMA, EGDMA und TEGDMA in der Raumluft nachgewiesen werden. Die höchsten Methacrylat-Konzentrationen wurden von MMA (0,1 bis 30 mg/m3) erreicht. Beeinflusst wurde die Höhe der MMA-Konzentration in der Raumluft durch die Verwendung von Flüssigmonomer am Arbeitsplatz, das über 90 % MMA enthält und von der Verwendung von Ventilationssystemen in den Zahntechniklaboren. Die Konzentrationen der anderen in der Raumluft von Zahntechniklaboren nachgewiesenen Methacrylate EGDMA und TEGDMA waren deutlich niedriger im Vergleich zu den Messwerten von MMA, mit 7 bis 187 µg/m3 bei EGDMA und 14 bis 41 µg/m3 bei TEGDMA. Neben den Probenahmen in Zahntechniklaboren fanden zusätzlich Probenahmen in sechs Münchner Zahnarztpraxen während der Behandlung am Patienten statt. Die Methacrylate MMA, HEMA, EGDMA und TEGDMA konnten während der Zahnbehandlungen in den Zahnarztpraxen nachgewiesen werden. Die höchsten Methacrylat-Konzentrationen wurden von MMA (bis 21 mg/m3) erreicht. MMA-Konzentrationen von 2 bis 10 mg/m3 konnten teilweise über eine Stunde lang während der Verwendung von Flüssigmonomer, das über 90 % MMA enthält, detektiert werden. Die Belastungssituation durch MMA für Zahnärzte/Personal in einer Praxis kann bei den ermittelten MMA-Konzentrationen ähnlich sein wie bei Zahntechnikern in einem Zahntechniklabor. In deutlich niedrigeren Konzentrationen als MMA (0,1 bis 20 mg/m3) wurden die Methacrylate HEMA (7 bis 45 µg/m3), EGDMA (8 und 13 µg/m3) und TEGDMA (19 und 45 µg/m3) in der Raumluft von Zahnarztpraxen detektiert. Die Freisetzung von HEMA und TEGDMA fand dabei überwiegend bei der Verwendung von Haftvermittlern statt, die oft 20-40 % HEMA bzw. TEGDMA enthalten. Zusätzlich wurden weitere Messungen während zahnärztlichen Behandlungen im Studentensaal (Kursraum) der Zahnklinik der LMU gemacht, in dem bis zu 40 Zahnmedizinstudenten gleichzeitig Zahnbehandlungen durchführten. Während der Behandlungen im Studentensaal konnten die Methacrylate HEMA (7 bis 47 µg/m3) und TEGDMA (13 bis 42 µg/m3) detektiert werden. Die ermittelten Konzentrationen im Studentensaal während mehrerer gleichzeitig stattfindenden Behandlungen und damit verstärktem Einsatz von Methacrylaten waren nicht höher als die ermittelten Methacrylat-Konzentrationen bei Einzelbehandlungen in Zahnarztpraxen. Für die detektierte niedrige Konzentration dürfte die vorhandene, ausgezeichnete Lüftung im Kursraum verantwortlich sein. Bei den Messungen an dentalen Arbeitsplätzen lag die gemessene Höchstkonzentration von MMA bei 30 mg/m3 und damit nur um den Faktor 7 unter der Maximalen Arbeitsplatzkonzentration für MMA (210 mg/m3). Dieser Wert ist als niedrig einzustufen, deshalb ergibt sich nur eine geringe Sicherheitsbreite. Der Spitzenwert von EGDMA lag bei 0,19 mg/m3, der von HEMA bei 0,05 mg/m3 und der von TEGDMA bei 0,04 mg/m3. Aufgrund dieser niedrigen Konzentrationen ist die Wahrscheinlichkeit einer Gesundheitsgefährdung Exponierter durch diese Substanzen gering. Die Zunahme von Atemwegserkrankungen durch Methacrylate in Dentalberufen legt allerdings eine Sensibilisierung durch ein oder mehrere Methacrylate am Arbeitsplatz nahe, wobei wegen der hohen Konzentration das stärkste Potential/Risiko von MMA ausgehen dürfte.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007). Identification of 2,3-epoxymethacrylic acid as a product of methacrylic acid metabolism by human liver microsomes. Dental Materials, 23: 9-16
    Seiss M, Nitz S, Kleinsasser N, Buters JTM, Behrendt H, Hickel R, Reichl FX
  • (2008) Determination of volatile methacrylates in dental laboratories Quintessence Journal of Dental Technology 6(1): 20-28
    Marquardt W, Seiss M, Spahl W, Hickel R, Reichl FX
  • (2008) Distribution and Excretion of Dental Composite Component BisGMA in Guinea Pigs. J Dent Res, 87(4): 378-380
    Reichl FX, Seiss M, Kleinsasser N, Kehe K, Kunzelmann KH, Thomas P, Spahl W, Hickel R
  • (2008) Toxicity potentiation by H2O2 with components of dental restorative materials on human oral cells. Arch Toxicol, 82: 21 – 28
    Reichl FX, Seiss M, Marquardt W, Kleinsasser N, Schweikl H, Kehe K, Hickel R
  • (2009) Development and application of a simplified sample preparation method for determination of TEGDMA and related metabolites. Journal of Biomedical Materials Research: Part B - Applied Biomaterials. 91(1):452-458
    Seiss M, Oxynos A, Hickel R, Reichl FX
  • (2009) Excretion of dental resin monomers and metabolic intermediates via urine in guinea pigs. Dental Materials 25(4):481-485
    Seiss M, Marquardt W, Hickel R, Reichl FX
  • (2009) Quantitative determination of TEGDMA, BHT, and DMABEE in eluates from polymerized resin-based dental restorative materials by use of GC/MS. Arch Toxicol, 83(12): 1109-1113
    Seiss M, Langer C, Hickel R, Reichl FX
  • (2009) The toxicokinetics and distribution of 2-hydroxyethylmethacrylate in mice. Biomaterials, 30(11): 2066-71
    Durner J, Kreppel H, Zaspel J, Schweikl H, Hickel R, Reichl FX
  • (2009) Volatile Methacrylates in Dental Practices. J Adhesive Dentistry 11(2), 101-107
    Marquardt W., Seiss M., Hickel, R., Reichl F.X.
  • (2010) Eluted substances from unpolymerized and polymerized dental restorative materials and their Nernst partition coefficient. Dental Materials, 26(1), 91-99
    Durner J, Spahl W, Zaspel J, Schweikl H, Hickel R, Reichl FX
  • (2010) Metabolism of TEGDMA and HEMA in human cells. Biomaterials, 31, 818-823
    Durner J, Kreppel H, Zaspel J, Schweikl H., Hickel R, Reichl FX
  • (2010) Release of TEGDMA from composite during the chewing situation. Dental Materials 2010;26:e197-204
    Durner J, Glasl B, Zaspel J, Kunzelmann KH, Hickel R, Reichl FX
  • (2011) Effect of hydrogen peroxide on the three-dimensional polymer network in composites. Dental Materials, 27(6), 573-580
    Durner J, Stojanovic M, Urcan E, Spahl W, Haertel U, Hickel R, Reichl FX
  • (2011) Influence of silver nano-particles on monomer elution from light-cured composites. Dental Materials, 27, 631-636
    Durner J, Stojanovic M, Urcan E, Hickel R, Reichl FX
  • (2011) Zur Toxikologie der Komposite. Quintessenz 2011; 62(2): 189-190
    Reichl FX
  • (2012) Toxikologie von Zahnkunststoff-Materialien – was darf ich verwenden? Dental Tribune; International Science; German Edition 3/2012; 07. März 2012; p. 4-7
    Reichl FX
  • Elution of TEGDMA and HEMA from polymerized resin-based bonding systems (2012). Dental Materials 28(11): 1120-1125
    Reichl FX, Löhle J, Seiss M, Furche S, Shehata MM, Hickel R, Müller M, Dränert M, Durner J
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1016/j.dental.2012.06.010)
 
 

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