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Die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) von 1950 bis in die 1970er Jahre. Zum Verhältnis von Sexualwissenschaft und öffentlichem Sexualitätsdiskurs.
Antragsteller
Professor Dr. Peer Briken; Professor Dr. Axel Schildt (†)
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 275804718
Der zentrale Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die wissenschaftshistorische Untersuchung der Gründungs- und Konstituierungsphase der DGfS sowie ihrer Verortung innerhalb der Sexualforschung in den 1950er bis 1970er Jahren. Dabei soll zum einen das Bemühen dieser Fachgesellschaft um eine Institutionalisierung der Sexualwissenschaft in der frühen Bundesrepublik beleuchtet werden, zum anderen ihre Rolle im gesellschaftlich-politischen Sexualitätsdiskurs während dieses Zeitraums. Auf Grundlage einer breiten Quellenbasis soll die wissenschafts-, gesellschafts- und politikhistorisch relevante Wechselbeziehung zwischen Sexualwissenschaft, Gesellschaft und Politik in Bezug auf die Entstehung, Festigung und Erneuerung zum Teil bis in die Gegenwart gültiger sexueller Normen und Wertvorstellungen untersucht werden. Die oftmals angedeutete und auch von Sexualforschern thematisierte Verzahnung von Sexualwissenschaft und öffentlichen und politischen Diskursen soll im Rahmen des Projektes und am Beispiel der DGfS erstmals umfassend nachgezeichnet werden. Das Forschungsvorhaben soll der Frage nachgehen, welchen Einfluss die westdeutsche Sexualwissenschaft auf die Aushandlung gesellschaftlicher und politischer Definitionen von sexueller "Normalität" hatte. Die Bestimmung von "normalem" Sexualverhalten erfolgte nicht zuletzt über die Definition von gesunder und kranker Sexualität. Welche Position vertraten die Sexualforscher der DGfS bei Fragen nach sexueller Gesund- oder Krankheit? Inwieweit und auf welche Weise haben sie sich an der Konstruktion dieser Begriffe und damit an der Normierung bestimmter Verhaltensweisen beteiligt? Wie veränderten sich die eingenommenen Positionen und das Rollenverständnis der Sexualforscher im Zuge gesellschaftlicher Transformationsprozesse - auch in Bezug auf historische Kontinuitäten innerhalb der Sexualwissenschaft (Nationalsozialismus)? Wie handhabten die Akteure ambivalente Strömungen innerhalb des wissenschaftlichen Verbundes und wie entwickelte sich aus ihren individuellen Handlungsmotiven das Profil der Fachgesellschaft?
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen