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Konversion, Zivilisation, Entwicklung? Katholische Mission zwischen Deutschland und Ostafrika, 1880 bis 1945

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 276015692
 
Koloniale Begegnungen, daraus erwachsende politische und religiöse Konflikte, aber auch Annäherungen sind Schlüsselthemen der Moderne. Empirische Studien, die gezielt die Geschichte untersuchen, die Deutschland mit außereuropäischen Gesellschaften teilt, besonders im Feld Religion, sind aber dünn gesät. Hier setzt das beantragte Projekt an. Die Ausgangsüberlegungen sind: dass (1) eine transnationale Politikgeschichte religiöse Akteure stärker ins Zentrum der Analyse rücken muss; dass (2) eine solche Analyse die kolonialen Kontaktzonen ebenso wie die Resonanzräume in Europa erfassen soll; dass (3) eine derartige transnationaler Verflechtungsgeschichte eine historische Medienanthropologie als Rahmen benötigt. Das Projekt untersucht deutsche und ostafrikanische Akteure von 1880 bis 1945: Missionare, afrikanische Priester, Ordensschwestern, Lehrer, Übersetzer, Schüler/innen und Gläubige in Beziehung zu Beamten, afrikanischen Honoratioren, religiösen Wettbewerbern und Unterstützern wie Gegnern der Mission in Deutschland. Das Projekt hat zwei Ziele: Empirisch-analytisch wird gezeigt, dass imperiale Herrschaft weder primär säkular war, noch in Kolonien und Metropolen vorrangig säkularisierend wirkte. Religiöse Akteure arbeiteten an Schlüsselstellen imperialer Herrschaft, etwa im Bildungs- und Gesundheitssektor. Sie führten Debatten um Legitimität und Ziele des Kolonialismus und bewirkten, dass Differenz religiös (etwa heidnisch, muslimisch) wahrgenommen wurde. In den Kolonien führten sie religiöse Konflikte und wirkten an der Formierung neuer Christentümer mit. Sie produzierten einen vermeintlich zivileren Kolonialismus, der für außereuropäische Eliten attraktiv war und koloniale Herrschaft in Europa legitimieren half. Das zweite methodisch-theoretische Ziel lässt sich auf die Formel bringen: empire is communication. Bisherige Ansätze, kulturelle Übersetzungen, Wissenszirkulation und soziales Handeln in Kontaktzonen zu erforschen, werden zu einer transnationalen Kommunikationsgeschichte weiterentwickelt. Die Verhandlung kolonialer Herrschaft in europäischen Parlamenten und Medien (zur Rechtsstellung der Kolonisierten, zu Unterdrückung von Widerstand oder zu sexueller Gewalt) und in den Kontakträumen (zur Besteuerung oder zur Rekrutierung von Arbeitskraft) werden als mehrstufige, zirkuläre Prozesse der Kodierung von Wissen und der eigensinnigen Dekodierung in der jeweiligen Öffentlichkeit untersucht. Mission eignet sich für diese Untersuchung, da sie (1) die dauerhafte Auseinandersetzung mit Kolonisierten suchte und zeitlich wie geografisch weit über die deutschen Kolonien hinausging. Schon das Ziel religiöser wie kultureller Konversion setzte dies voraus. Sie betrieb (2) eine schichten- wie medienübergreifende Öffentlichkeitsarbeit, die weite Teile der deutschen Bevölkerung ansprach. Ihre Geschichte weist (3) auf die frühzeitigen, von europäischen Akteuren oft nicht intendierten Aneignungen des Christentums durch neue Intellektuellenschichten hin.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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