Detailseite
Projekt Druckansicht

Archäologie und Biologie jungsteinzeitlicher Pferde im nördlichen Alpenvorland

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2006 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 27623447
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt „Archäologie und Biologie jungsteinzeitlicher Pferde im nördlichen Alpenvorland“ am Institut für Archäologische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat sich zum Ziel gesetzt, die Anfänge der geregelten Pferdehaltung und -nutzung im Untersuchungsgebiet zeitlich einzugrenzen und zu lokalisieren. In Zusammenarbeit mit Museen und Einrichtungen der Denkmalpflege wurden in der Schweiz, Deutschland und Österreich altbekannte und aktuelle Knochenfunde jungsteinzeitlicher Pferde gesichtet, erfasst und beprobt. Die 830 Einzelfunde von insgesamt 41 Fundstellen stammen aus dem Zeitraum von 4800 bis 2100 v. Chr., mit einer markanten Häufung in der ersten Hälfte des 4. vorchristlichen Jahrtausends in Bayern und Baden-Württemberg. Das nördliche Alpenvorland beherbergte in diesem Zeitfenster von den Jurafußseen im Schweizer Mittelland bis zum Lech im westlichen Bayern Pferdepopulationen von ähnlicher Größe und Variabilität. Eindeutige Anzeichen für die Übernahme der Pferde in den Hausstand, wozu insbesondere eine signifikante Veränderung der Größe zählt, fehlen jedoch. Gegen Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. ist die Häufigkeit der Pferdeknochen in den untersuchten Siedlungen stark rückläufig. In diesem Zeitraum vollzieht sich bei den Pferden in verschiedenen Naturräumen Baden-Württembergs (Oberschwaben und Bodenseebecken) ein nahrungsökologischer Wandel: Geochemische Analysen belegen den „Rückzug“ der Pferde in bewaldete Habitate. Dieses Verhalten kann als Reaktion der Pferde auf die stetig wachsende Einflussnahme des wirtschaftenden Menschen auf seine Umwelt im Allgemeinen sowie die Nahrungskonkurrenz der landwirtschaftlichen Nutztiere im Speziellen gedeutet werden. Im Laufe des 3. vorchristlichen Jartausends werden die Nachweise von Pferden im nördlichen Alpenvorland immer spärlicher, bis die archäozoologischen Quellen um die Mitte des Jahrtausends vollständig versiegen. Um 2300 v. Chr. treten im Wiener Becken, an der Nahtstelle zwischen den Alpen, den Karpaten und der Pannonischen Tiefebene, wieder beachtliche Mengen von Pferdeknochen in Erscheinung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2009) Jungsteinzeitliche Wildpferde in Süddeutschland – Paläogenetik, Morphometrie und Nahrungsökologie. In N. Benecke (Hrsg.) Beiträge zur Archäozoologie und Prähistorischen Anthropologie VII, Langenweißbach
    Metzger, M., Obermaier, H., Schlager, S., Weber, C. & Steppan, K.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung