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Entscheidungen bei Konsumentenkrediten in der Perspektive von Zwei-Prozess-Modellen

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 215899445
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Konsumkredite werden immer häufiger in Anspruch genommen, aber die Entscheidungen über Aufnahme und Rückzahlung werden nicht immer sorgfältig getroffen. Anbieter machen es Konsumenten immer leichter, spontane Entscheidungen zu treffen. Vor diesem Hintergrund wurden Kreditentscheidungen als Zusammenspiel kontrollierter und automatischer Informationsverarbeitungsprozesse untersucht. Zudem wurden mentale Buchführung und Selbstregulationsstrategien berücksichtigt. Erstens zeigen die Befunde, dass automatische Informationsverarbeitungsprozesse Kreditentscheidungen sowohl in der Phase der Kreditaufnahme (Auswahl zwischen Angeboten) als auch der Kreditrückzahlung (Verwaltung offener Kredite) beeinflussen. Kreditbezogene Heuristiken („Take-the-best APR“, Schuldenkontenaversion) wurden repliziert und es wurde gezeigt, dass deren Einfluss unter kognitiver Belastung deutlicher wird. Wenn automatische Informationsverarbeitungsprozesse stärker wirken, neigen Personen eher dazu, sich nur auf einen Teilaspekt der verfügbaren Kreditinformationen zu konzentrieren oder sich nur auf eine Reduktion der Anzahl offener Kredite zu konzentrieren, ohne auf die relevanten Zinssätze zu achten. Zudem werden Entscheidungen schneller getroffen. Zweitens sind Mechanismen der mentalen Buchführung für Kreditentscheidungen in Kombination mit automatischen Prozessen relevant. Wenn automatische Informationsverarbeitungsprozesse in den Vordergrund rücken, scheint die nachteilige Tendenz zu einem primären Fokus auf die Anzahl der offenen mentalen Konten stärker zu werden sowie ein enger Fokus auf die Kreditentscheidungen unter Vernachlässigung anderer finanzieller Entscheidungen zu schlechteren Ergebnissen zu führen. Drittens legen die Befunde nahe, dass die hier untersuchten Selbstregulationsstrategien nur begrenzt zu einer Verbesserung von Kreditentscheidungen beitragen können. Sowohl die Interpretation von Kreditrückzahlungen als Indikator für Zielbindung als auch Durchführungsintentionen scheinen teilweise bestimmten Fehlerquellen entgegenwirken zu können – allerdings sind die Ergebnisse hierzu nicht eindeutig und lassen vermuten, dass weitere Faktoren von Bedeutung sind. Eine wichtige Erkenntnis war, dass verstärkt automatische Informationsverarbeitungsprozesse nicht per se zu schlechteren Kreditentscheidungen führen, sondern die Struktur der Entscheidungssituation ausschlaggebend ist. Mehrere Kreditangeboten können so strukturiert sein, dass automatische und kontrollierte Prozesse beide zum gleichen richtigen Ergebnis führen oder zu unterschiedlichen Ergebnissen. Daher sollte Verbraucherschutz neben der Forderung nach Transparenz auch das Ziel verfolgen, dass Vergleichsangebote so gestaltet sind, dass heuristische Hinweisreize nicht zu nachteiligen Entscheidungen führen. Zusammenfassend belegen die Befunde, dass Kreditentscheidungen nicht rein ökonomischen Zielen und kontrollierten Prozessen folgende Entscheidungen sind, sondern automatische Prozesse einen wesentlichen Anteil haben. Dies liefert wichtige Anhaltspunkte für Konsumentenberatung, da bislang durch eine Vermittlung finanziellen Wissens primär auf kontrollierte Prozesse abgezielt wird. Zusätzlich erscheint auch eine Berücksichtigung automatischer Prozesse relevant, etwa durch die Vermittlung psychologischer Erkenntnisse über Entscheidungsprozesse und Heuristiken.

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