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Antikes Ugarit und antikes Israel: Sphärenwechsel der Macht im ugaritischen Baal-Yamm-Mot-Zyklus und in hebräischen Yhwh-Königund Königs-Psalmen
Antragsteller
Professor Dr. Hermann Spieckermann
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
Im ugaritischen Mythenzyklus über die Götter Baal, Yamm und Mot und in mythisch geprägten hebräischen Psalmen ist eine Weltsicht dokumentiert, in der Bedrohung und Erhaltung der Welt fest mit der Vorstellung des Königtums verbunden sind. In Ugarit ist der Zusammenhang zwischen Stadtkönigtum und Königsherrschaft der Götter bedeutsam. Weltbedrohung und Welterhaltung werden als Sphärenwechsel der Macht konfiguriert. Im Mythenzyklus ist der nie definitiv entschiedene Kampf um die Königsherrschaft zwischen dem Wettergott Baal, dem Chaosgott Yamm und Mot, dem Gott der Unterwelt, zentral. Der Machtwechsel wird mehrfach und durchaus nicht konsistent begründet. Hier verschaffensich verschiedene Strategien Ausdruck, Welterhaltung und Weltbedrohung in eine Balance zugunsten der Welterhaltung zu bringen. Diese Prozesse können nur durch eine stratigraphische Analyse des Mythenzyklus und die sich daraus ergebende Identifizierung sowie Sequenzierung der unterschiedlichen Mytheme und Motive erhellt werden.Die Vorstellungen vom dynastischen Königtum und vom Gottkönigtum in den Psalmen weisen frappante Affinitäten zu den ugaritischen Texten auf. Da die Zwischenglieder des Vermittlungsprozesses nicht bekannt sind, ist dem ugaritischen Korpus für den behutsam-kritischen Vergleich nichts an die Seite zu stellen. Die Komplexität des Vergleichs wird dadurch gesteigert, dass die Texte des Psalters über den König und über Yhwh als König die Theologiegeschichte von mehr als einem halben Jahrtausend repräsentieren. In den Psalmen findet der Sphärenwechsel nicht mehr oder nur noch begrenzt zwischen rivalisierenden göttlichen Mächten statt. Vielmehr wird das Verhältnis Yhwhs zu seinem König auf dem Davidsthron benutzt, um Sphärenwechsel mit dem Ziel anzuzeigen, Yhwhs Herrschaft auf Erden Geltung zu verschaffen. In dieser Hinsicht sind Ps 2 und 110 von besonderer Aussagekraft. Während der göttliche Himmelsthroner in Ps 2 seinen königlichen Sohn am Tage seiner Einsetzung auf dem Zion "gebiert", lässt Yhwh in Ps 110 seinen Mandatar auf Erden zu seiner Rechten thronen, so dass Gottesthron und Königsthron bedeutsam nebeneinander stehen. Diese je eigene Art von Sphärenwechsel in Ps 2 und Ps 110 ist Yhwhs entscheidende Tat gegen die Weltbedrohung. Die in Ps 110 rezipierten Mytheme und Motive aus der altsyrischen Tradition bedürfen, verbunden mit einer stratigraphischen Analyse, erneuter Evaluation. Sie kann nur gelingen, wenn alle Yhwh-König-Psalmen und Königs-Psalmen in der Sammlung Ps 2-110 in den Blick genommen, ihre Mytheme bestimmt und sequenziert werden. Mytheme konzeptualisieren in Ugarit wie in Israel das theologische Denken der zu untersuchenden Texte.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen