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Antikes Judentum: Henochs Reisen durch die Sphären der himmlischen und irdischen Welt: Stratifikation von Schriftauslegung und mythischem Stoff in der Henochliteratur

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Thema des geplanten Teilprojekts war das Verhältnis von Schriftauslegung und mythischem Stoff im 1. Henochbuch (Äthiopischer Henoch, Henoch-Apokalypse), im Besonderen in dem Visionsbericht 1 Hen 14–16 sowie in dem Reisebericht 1 Hen 22. Untersucht wurden a) die Veränderungen im Laufe der Textgeschichte anhand der äthiopischen, aramäischen und griechischen Überlieferung der ausgewählten Kapitel, b) die intratextuellen Relationen im Kontext von Wächterbuch und 1 Hen, c) intertextuelle Relationen (biblische Vorlagen), d) interkulturelle Relationen (stoffgeschichtliche Analogien oder Quellen), und e) die zeitgeschichtlichen Faktoren. Dementsprechend kamen verschiedene methodische Ansätze zur Identifizierung und Rekonstruktion der Stratigraphie der einschlägigen Kapitel zur Anwendung. Mit Hilfe der in der Forschergruppe entwickelten, sogenannten Hylemanalyse konnten stoffgeschichtliche Parallelen, wie die Entrückung Henochs und Herakles, identifiziert werden, die vorher nicht bekannt waren. Aus dem Vergleich mit verwandten Stoffen aus anderen Kulturen, der sich vor allem für die Totenreichsbeschreibung in 1 Hen 22 anbot, ergab sich jedoch keine profilierte Stratigraphie des Texts oder seiner Stoffe. Eine Stratigraphie der untersuchten Texte im Rahmen des Wächterbuches ließ sich hingegen mit den Methoden der Text- und Literarkritik sowie der Kompositions- oder Redaktionskritik ermitteln. Intertextuelle Relationen zeigten sich nicht nur hinsichtlich des Themas des Engelfalls (Gen 6,1–4) und der Thronvision (Dan 7; Ezechiel 1– 3), sondern überraschenderweise auch im Blick auf die „zwei Häuer“ in der Thronvision 1 Hen 14–16. Hierfür wurde zum ersten Mal der direkte Einfluß von Hag 2,9 nachgewiesen und inhaltlich ausgewertet. Der zeitgeschichtliche Kontext kann nur aus der polemischen Konstellation der Schrift (Geheimnisverrat der Engel, Gerichtsvorstellungen, Tempelkritik) erschlossen werden, die auf innerjüdische Auseinandersetzungen in hellenistischer Zeit (3. und 2. Jahrhundert) hinweist. Ein terminus ad quem für die Abfassung des Werkes ergibt sich aus der Datierung der ältesten erhaltenen Handschrift (4Q201) in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. Die wesentlichen Ziele des TP werden durch die Dissertation von M. Bokhorst 2019 erreicht sein, so dass das TP dann abgeschlossen sein wird.

 
 

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