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Antikes Judentum: Henochs Reisen durch die Sphären der himmlischen und irdischen Welt: Stratifikation von Schriftauslegung und mythischem Stoff in der Henochliteratur

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
 
Thema des geplanten TP ist das Verhältnis von Schriftauslegung und mythischem Stoff im 1. Henochbuch (Äthiopischer Henoch, Henoch-Apokalypse), im Besonderen im Buch der Wächter (1 Hen 1¿36) und in den Bilderreden (1 Hen 37¿71). In einer kurzen Notiz berichtet die hebräische Bibel im ersten Buch Mose (Genesis 5,24), dass der vorsintflutliche Stammvater Henoch ¿mit Gott gewandelt¿ und dafür von Gott ¿aufgenommen¿ worden sei. Dies ist der Ausgangspunkt für die Schilderung der kosmischen Reisen im Buch der Wächter, auf denen Henoch ¿ in Form einer Vision ¿ den Himmel und die entferntesten Gegenden der Erde durchzieht. In den Bilderreden teilt Henoch sein kosmisches Wissen den Erdenbewohnern mit und wird schließlich erhöht und mit dem Menschensohn identifiziert. Beide Teile des 1 Hen leben auf weite Strecken von biblischen Vorlagen, d. h. von literarischen Werken, die als autoritativ angesehen und dementsprechend zitiert, umformuliert, ergänzt und interpretiert werden. Gleichzeitig bieten beide Teile eine Reihe von mythischen Stoffen, die allenfalls indirekt oder gar nicht aus biblischen Vorbildern zu erklären sind. Hier legt es sich nahe, mit Einflüssen anderer (mündlicher oder schriftlicher) Traditionen zu rechnen, die in die Darstellung des Henochbuches eingegangen sind. So stellt sich die Frage nach der Stratifikation und Herkunft der Stoffe, wobei drei Ebenen zu veranschlagen sind: a) die biblische Vorlage, b) die mythische Tradition und c) die Kreativität sowie der zeitgeschichtliche Kontext des Autors.Dementsprechend bestehen die Ziele des TP in der methodisch geleiteten Differenzierung der mythischen Stoffe im Wächterbuch und in den Bilderreden des 1 Hen zum Zwecke des komparatistischen Vergleichs und der Stratifikation der Stoffe in Hinsicht auf die drei Ebenen a) der biblischen Vorlagen, b) der außerbiblischen jüdischen oder nicht-jüdischen (altorientalischen, griechischen) Traditionen und c) des zeit- und religionsgeschichtlichen Kontextes von 1 Hen, seiner handschriftlichen Varianten sowie möglichen entstehungsgeschichtlichen Vorstufen. Auf diesem Wege sollen ein geschichtliches Verständnis mythischer Traditionen im antiken Judentum der hellenistisch-römischen Zeit begründet sowie der Boden für eine komparatistische Arbeit über den Mythos bereitet werden. Schließlich verfolgt das TP ¿ vor allem in fachspezifischer, aber auch in komparatistischer Hinsicht ¿ das Ziel, das Verhältnis zwischen Traditions-, Literar- und Textgeschichte am Beispiel des 1 Hen zu klären und so zu einem besseren Verständnis der Entstehung und Wirkung der jüdischen Apokalyptik zu gelangen. Mit dem allem versteht sich das TP als Beitrag zur Erstellung einer fächerübergreifenden Quellenbasis der Mythosforschung und zur Digitalen Kartographie der Mytheme und Motive zu Sphärenwechseln in der Antike.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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