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Neues Testament: Die mythische Stratifikation der neutestamentlichen Christologien als Reflexe eines Machtdiskurses. Die Mythemsequenzen der Christusmythen und deren Einfluss auf die Formierung des Lukasevangeliums
Antragsteller
Professor Dr. Reinhard Feldmeier
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 235014259
Das Projekt geht von der These aus, dass für das Verständnis des Neuen Testaments eine in verschiedenen Stufen greifbare Verschränkung von Geschichtlichem und Mythischem konstitutiv ist. Das erste Stratum der Überlieferung geht auf das Auftreten des historischen Jesus zurück. Nach allem, was wir von ihm wissen können, war sein Auftreten von der Gewissheit geprägt, dass in seiner Predigt wie in seinem ¿vollmächtigen¿ Handeln das Reich Gottes anbricht. Wird hier ein frühjüdischer Endzeitmythos auf die gegenwärtige Erfahrung bezogen und damit historisiert, so kommt es nach seinem Tod zu einer konsequenten Mythisierung des Historischen. Denn nach der Überzeugung seiner Anhänger wurde der Anspruch Jesu durch seinen Tod am Kreuz nicht widerlegt, sondern durch die Auferstehung von Gott bestätigt. In den frühchristlichen Bekenntnissen und Hymnen wird daher die Geschichte Jesu mit Hilfe der Mytheme Präexistenz, Inkarnation, Erhöhung und Inthronisation wiedergegeben, also durch eine (jeweils immer wieder wechselnde) Mythemsequenz als ein aus Gottes Ewigkeit kommendes und wieder in ihr mündendes Ereignis dargestellt. In einer dritten Schicht werden die beiden ersten Stufen miteinander verbunden, indem in Gestalt der Gattung Evangelium das Leben des irdischen Jesus so erzählt wird, dass es besonders an den Rändern (durch Präexistenz, Inkarnation bzw. Jung frauengeburt und dann wieder durch Himmelfahrt und dem Sitzen zur Rechten Gottes), aber auch durch Begebenheiten innerhalb des Lebens Jesu (geöffneter Himmel, Naturwunder, Verklärung) auf die dahinter stehende Dimension Gottes transparent gemacht wird. Als Arbeitsprogramm wird neben den Beiträgen zum Gesamtprojekt speziell in diesem Bereich zum einen eine Monographie zum Kolosserhymnus angefertigt, der den Übergang von Paulus zu einer kosmischen Christologie markiert und somit ein besonders spannender und noch nicht allzu viel bearbeiteter Vertreter für das zweite Stratum ist, zum anderen ein Kommentar zum Lukasevangelium, das als erstes die Geschichte Jesu mit Mythemen gerahmt hat und somit ein besonders wichtiger Vertreter des dritten Stratums ist.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen