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Notgrabung und erste Sicherungsmaßnahmen in der Neuen-Reichs-Gräber-Nekropole in Assuan-West (Oberägypten) in Kooperation mit der Ägyptischen Antikenbehörde: Auftaktkampagne zur Evaluierung eines Langzeitprojektes im Frühjahr 2015

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2015 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277433763
 
Erstellungsjahr 2015

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In der kurzen ersten Kampagne konnten bereits wichtige neue Ergebnisse zur Datierung und Kontextualisierung der Anlagen gewonnen werden. Dabei hat sich einmal mehr herauskristallisiert, welche Sonderstellung die Nekropole in der archäologischen Landschaft Assuans einnimmt. Sie schließt nicht nur chronologisch an die Nekropole Qubbet el-Hawa des Alten- und Mittleren Reiches an (QHN-9) an, sondern zeigt gleichsam stilistische und architektonische Verbindungen mit der zuvor genannten Nekopole für diesen Zeitraum auf. Anders dagegen verhält es sich mit den neu entdeckten Gräbern des Neuen Reiches, die eine Lücke im bisherigen Belegungshorizont der Region von Assuan schließen. Insbesondere das architektonische Layout dieser Gräber lässt auf einen unmittelbaren Einfluss der thebanischen Residenz schließen. Stilistisch scheinen die frühen Gräber der 18. Dynastie zwar einen lokalen – allerdings äußerst fein und hochentwickelten – Stil zu repräsentieren, aber die Malereien des User-Grabes (QHN-2) aus der Zeit Amenophis III. legen die Beauftragung eines Künstlers aus der Residenz nahe. Andererseits zeigen die materiellen Funde eine Mischung aus lokaler Produktion (Keramik; Uschebtis, Fayencen) und höfischem Import, oder höfischer Handwerkerbereitstellung, wie es der Papyrus oder die Wandmalereien nahelegen. Es wird zu den spannenden Aufgaben der Zukunft gehören, die Abhängigkeit von Provinz und Residenz im Gebiet des 1. Katarakts während einer der bedeutendsten Epochen des alten Ägypten (1550 – 1000 v.Chr.) näher zu beleuchten. Dabei werden die zukünftigen Untersuchungen in der Neuen-Reichs-Nekropole in enger Zusammenarbeit mit dem DAI und dem Schweizer Institut für Bauforschung stattfinden und die Grabungsergebnisse auf der Nilinsel Elephantine berücksichtigen und dazu beitragen, auch dortige Interpretationslücken zu schließen. Eine erste Publikation, die sich dem Grab des User widmen wird, soll daher in Kooperation mit dem SCA bereits in den nächsten 2 Jahren auf den Weg gebracht werden. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass die von uns begonnene ägyptisch-deutsche Partnerschaft derzeit eines der wenigen Projekte dieser Art im Land ist und auch zur Capacity-Bildung in der Region in Zukunft beitragen wird. Eine detaillierte Untersuchung und Ausgrabung dieser außergewöhnlichen Nekropole in den nächsten Jahren, die in einem Langzeitprojekt von 12 Jahren abgeschlossen werden soll, verspricht einen erheblichen Erkenntnisgewinn für die Ägyptologie und die archäologische Landschaft von Assuan. Da neben den bislang bekannten 9 Gräbern, die zum Großteil noch nicht freigelegt und dokumentiert sind, noch weitere 6 bis 7 Gräber zu erwarten sind, kann eine umfassende Ergebnispräsentation nur mit einer Langzeitperspektive vernünftig dokumentiert werden.

 
 

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