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Ökomorphologie des Postcraniums der Rhinocerotidae aus der miozänen Fossillagerstätte Sandelzhausen
Antragsteller
Dr. Rico Schellhorn
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277472614
Die 1959 entdeckte miozäne Fossillagerstätte Sandelzhausen ist eine der wichtigsten neogenen Säugetierfundstellen weltweit. Bei den Großsäugern wird die reichhaltige Faunengemeinschaft von Nashörnern dominiert, die mit drei Gattungen und jeweils einer Art vertreten sind. Bisher wurden die Schädel- und Unterkieferreste und vor allem die sehr häufigen Zahnfunde untersucht. Sandelzhausen stellt für die Gattung Prosantorhinus und die Art Plesiaceratherium fahlbuschi die Typlokalität dar. Neben cranialen Elementen zeichnet sich das Inventar aber auch durch zahlreiches postcraniales Material, vor allem Extremitätenknochen, aus. Dieses reiche Material bietet die seltene Gelegenheit das Postcranium in seiner Variabilität zu untersuchen, detailliert zu beschreiben und statistisch auszuwerten. Sexualdimorphismus und Ontogenie werden dabei mit im Vordergrund stehen. Das Hauptanliegen ist aber eine ökomorphologische Interpretation des Materials. So soll die Hypothese einer semi-aquatischen Lebensweise der kurzbeinigen Art (Prosantorhinus germanicus) getestet werden. Demgegenüber stehen die zwei langbeinigen Arten (Plesiaceratherium fahlbuschi, Lartetotherium sansaniense), die aufgrund ihres Habitus eher als terrestrisch angesehen werden. Allerdings verweisen die primitiven Zahnmerkmale von P. fahlbuschi auf eine semi-aquatische Lebensweise. P. germanicus und P. fahlbuschi sind an Resten ungefähr gleich häufig vertreten und Sandelzhausen stellt die Lokalität mit den meisten Resten weltweit für beide Arten dar. L. sansaniense wurde von der berühmten französischen Lokalität Sansan beschrieben und ist in Sandelzhausen weniger häufig im Vergleich zu den beiden anderen Arten vertreten, dennoch ist die Anzahl an Resten mit der Typlokalität vergleichbar.Die hauptsächlich funktionsmorphologische Untersuchung der Extremitäten der drei unterschiedlich angepassten Arten soll dazu beitragen, ihre Lebensweise und die Gegebenheiten des damaligen Lebensraumes besser zu verstehen. Das vorwiegend isolierte Knochenmaterial soll neben klassischen Methoden, wie z.B. Biometrie, auch mit aktuellen 3D-Verfahren untersucht werden. Durch Oberflächen- und Mikro-CT-scannen können neben besseren Vergleichs- und Vermessungsmöglichkeiten auch virtuelle vollständige Skelettrekonstruktionen erzeugt werden. Dadurch wird ein noch vollständigeres Bild der drei Nashornarten ermöglicht und das isolierte Material kann wie artikulierte Skelette behandelt werden. Mit diesem Projekt lässt sich nicht nur ein wertvoller Beitrag für die Fossillagerstätte Sandelzhausen, sondern auch für die Evolution und Ökomorphologie der Rhinocerotidae erzielen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen