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Städtische soziale Proteste als Wegbereiter einer post-neoliberalen Dekommodifizierung der Wohnraumversorgung?

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 278124007
 
In vielen Städten treffen derzeit genau jene Entwicklungen vermehrt auf soziale Proteste, die in den letzten Jahrzehnten als Kernbestandteil der Neoliberalisierung des Städtischen galten und entsprechend im Blickpunkt der interdisziplinären Stadtforschung standen: Deregulierung, Privatisierung, Wettbewerbsorientierung und der Umbau wohlfahrtsstaatlicher Sozialsysteme. Inwiefern solche Widerständigkeiten - insbesondere vor dem Hintergrund der seit 2008 andauernden Wirtschafts- und Finanzkrise - eine signifikante Abweichung von der jahrzehntelangen Dominanz von Neoliberalisierungsprozessen anstoßen, soll im Rahmen des beantragten Forschungsprojektes am Beispiel der Wohnraumversorgung in Deutschland und Israel mit Fokus auf die Metropolregionen Frankfurt am Main und Tel Aviv-Jaffa erforscht werden. In multiskalarer Perspektive auf die nationale, regionale und städtische Ebene wird untersucht, wie und mit welcher Wirkmächtigkeit es sozialen Bewegungen gelingt, eine post-neoliberale Verschiebung von regulatorischer Praktiken zu erzeugen und auf eine Dekommodifizierung der Wohnraumversorgung im Interesse von mittleren und niedrigen Einkommensschichten hinzuwirken. Unter Dekommodifizierung werden dabei sämtliche Praktiken verstanden, die die Versorgung mit Wohnraum ganz oder teilweise aus Marktlogiken lösen und der Warenförmigkeit entziehen. Gefasst werden darunter sowohl staatliche Interventionen in Wohnungsmärkte und eine Stärkung öffentlicher bzw. gemeinnütziger Wohnungsbauakteure als auch etwa Modelle einer staatsfernen Organisation von Wohnraum in kollektiven, selbstverwalteten Eigentumsmodellen. In den Fokus der Untersuchung rücken dabei die Fragen: Welche Formen von städtischen sozialen Bewegungen lassen sich in Politik und Zivilgesellschaft aufzeigen? Welche nicht-neoliberalen Momente bringt die Aushandlung von Widerständigkeiten gegen Neoliberalisierungsprozesse hervor? Zeichnen sich darin wirkmächtige Konturen einer möglichen Dekommodifizierung der Wohnungspolitik ab und inwiefern können sich neue Praktiken der gesellschaftlichen Produktion und Verteilung von Wohnraum jenseits von Markt und Staat behaupten? Darüber hinaus möchte das Forschungsprojekt in enger und langfristiger Kooperation mit wohnungspolitischen Aktivisten, politischen Entscheidungsträgern und Praktikern (aus Wohnungsbaugenossenschaften, selbstverwalteten Projekten mit kollektiven Eigentumsmodellen und öffentlichen Unternehmen) bestehende Alternativen einer markt- und staatsfernen Wohnraumversorgung aufgreifen, um innovative Konzepte und Lösungsansätze zur Realisierung bezahlbaren Wohnraums zu entwickeln.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
 
 

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