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Security Sector Reform and the Stability of Post-War Peace

Subject Area Political Science
Term from 2015 to 2020
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 278942231
 
Final Report Year 2020

Final Report Abstract

Unsere Projektergebnisse leisten einen Beitrag zur wissenschaftlichen Debatte, aber auch zur politischen Praxis von institutionellen Reformprozessen nach Kriegsende. Auch, oder vielleicht gerade, die Reform der Institutionen des Sicherheitssektors erfordert ein hohes Maß an Anpassung an die jeweiligen historischen, kulturellen und sozialen Kontexte. Nur wenn die erfolgt, können Reformen von Militär, Polizei und Justiz einen Beitrag zu nachhaltiger Befriedung leisten. Wir haben gezeigt, dass der Reform der Justiz hierfür eine weit wichtigere Rolle zukommt als bisher angenommen. In der politischen und wissenschaftlichen Diskussion zur Justiz in Nachkriegsgesellschaften lag (und liegt) der Fokus entweder auf der Übergangsjustiz (Transitional Justice) oder aber auf der Förderung von Rechtsstaatlichkeit (Rule of Law) ohne dass hier systematisch die Interaktion mit Reformen von Polizei und Militär thematisiert werden. Ein holistischer Ansatz ist aber nicht nur bei der Analyse der zugrundliegenden Machtverhältnisse notwendig, sondern auch für die Entwicklung innovativer und zielführender Politikansätze zur Friedensentwicklung. Unsere Datenerhebung zeigt sehr deutlich, wo hier die inhaltlichen Defizite liegen und dass selbst die Umsetzung vereinbarter Reformen einen im Vergleich zu anderen Reformen (etwa die Durchführung von Wahlen oder die Demobilisierung von Ex-Kombattant/innen) einen langen Zeithorizont erfordert. Unsere qualitativen Fallstudien weisen außerdem darauf hin, dass die im Krieg entstandenen Machtverhältnisse auch das Kriegsende überleben. In El Salvador haben die ehemaligen Kriegsgegner über 25 Jahre das politische System des Landes dominiert. Ähnliches lässt sich in Nepal beobachten. Der ugandische Präsident Museveni ist sogar schon seit 1986 im Amt. Die vielfach mit dem Kriegsende verbundenen Hoffnungen auf grundlegenden Wandel in Richtung auf die Bearbeitung struktureller Konfliktursachen erfüllen sich deshalb kaum. Das in der internationalen Politik verbreitete minimalistische Friedenskonzept hilft dabei nicht. Die in den letzten Jahren abermals verstärkte Begünstigung von „Stabilisierung“ statt transformativem Wandel mag Kriege beenden, verlagert die Gewalt und die Konflikte aber letztlich aus der Politik in die Gesellschaft. Das Beispiel El Salvadors mit seinem hoch gelobten Friedensabkommen, aber einer der höchsten Mordraten der Welt ist ein warnendes Beispiel. Wandel produziert oder reproduziert Konflikte und nachhaltiger Frieden zeichnet sich dadurch aus, dass Gesellschaften in der Lage sind, diese konstruktiv zu bearbeiten. Dafür ist ein Justizsystem, das alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen repräsentiert und ihnen Zugang ermöglicht, im gesamten Territorium präsent und von politischer Einflussnahme frei ist, eine zentrale Voraussetzung. Die Ergebnisse unseres Projektes sind in unterschiedlichen Formaten von nationalen und internationalen Medien aufgegriffen worden bzw. in deren Berichterstattung eingeflossen (https://www.giga-hamburg.de/de/projekt/security-sector-reform-and-the-stability-of-postwar-peace Medien). Vor dem Hintergrund der Debatte um Polizeireformen in den USA haben die Antragsteller außerdem beim US Blog der London School of Economics gezeigt, was die USA von den Reformprozessen im globalen Süden lernen kann (https://blogs.lse.ac.uk/usappblog/2020/07/02/what-the-us-can-learn-from-the-globalsouth-about-police-reform/). Dies zeigt einmal mehr, dass Erfahrungsaustausch fruchtbar sein kann, wenn er keine Einbahnstraße von Nord nach Süd ist.

Publications

  • 2016. Security sector reform, ethnic representation and perceptions of safety: evidence from Kosovo in, Civil Wars, 18, 2016, 3, 338-358
    Julia Strasheim / John Laidlaw Gray
    (See online at https://doi.org/10.1080/13698249.2016.1215636)
  • 2017, Security sector reform in Africa: Donor approaches versus local needs, Contemporary Security Policy, 38, 2017, 1, 129-144
    Nadine Ansorg
    (See online at https://doi.org/10.1080/13523260.2016.1278343)
  • (2018). Better peacekeepers, better protection? Troop quality of United Nations peace operations and violence against civilians. Journal of Peace Research [Online] 55:742-758
    Felix Haass /Nadine Ansorg
    (See online at https://doi.org/10.1177/0022343318785419)
  • 2018, Gender and the EU's Support for Security Sector Reform in Fragile Contexts, in: Journal of Common Market Studies, 56, 2018, 5, 1127- 1143
    Nadine Ansorg / Toni Haastrup
    (See online at https://doi.org/10.1111/jcms.12716)
  • (2019), Bringing Regional Politics to the Study of Security Sector Reform: Army Reform in Sierra Leone and Iraq, GIGA Working Paper, No. 319, August 2019, Hamburg: GIGA
    Almohamad, Selman
  • 2019. Co-operation, Contestation and Complexity in Post-Conflict Security Sector Reform, in Journal of Intervention and Statebuilding, 13, 2019, 1, 2-24
    Nadine Ansorg / Eleanor Gordon
    (See online at https://doi.org/10.1080/17502977.2018.1516392)
  • 2019. Judicial Reform – A Neglected Dimension of SSR in El Salvador, in: Journal of Intervention and Statebuilding, 13, 1, 57-74
    Sabine Kurtenbach
    (See online at https://doi.org/10.1080/17502977.2018.1517112)
  • 2019. No "end of the peace process": federalism and ethnic violence in Nepal, in Cooperation and Conflict, 54, 2019, 1
    Julia Strasheim
    (See online at https://doi.org/10.1177/0010836717750199)
  • 2019. Veto Players in Post-Conflict DDR Programs: Evidence From Nepal and the DRC, in Journal of Intervention and Statebuilding, 13, 2019, 1, 112-130
    Nadine Ansorg / Julia Strasheim
    (See online at https://doi.org/10.1080/17502977.2018.1501981)
  • 2020: Security Sector Reform After Armed Conflict in: (ed.), The Palgrave Encyclopedia of Peace and Conflict Studies, Cham: Palgrave Macmillan
    Sabine Kurtenbach / Nadine Ansorg
    (See online at https://doi.org/10.1007/978-3-030-11795-5_3-1)
 
 

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