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Falldarstellungen der gerichtlichen Psychologie: Konstitution, Transfer und Transformation von Fällen in unterschiedlichen Text-, Medien- und Wissensformen (1790-1840)

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 279036034
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das grundlegende Ziel der Projektarbeit war die Rekonstruktion des kriminalpsychologischen Diskurses zwischen 1790 und 1840, also der Phase bevor sich die Kriminalpsychologie als Wissenschaft konsolidiert hat und noch als Wissensgebiet in Erscheinung tritt, das auf unterschiedliche Disziplinen, Deutungsmuster und Darstellungsformen rekurriert. Im Fokus stand dabei die Frage, welche Bedeutung der Falldarstellung, verstanden als ‚epistemic genre‘, in diesem Prozess zukommt. Ausgehend von Ludwik Flecks Ansatz zur Beschreibung der Entstehung wissenschaftlicher Tatsachen, hat das Projekt nicht nur eine Fülle an unerschlossenem Material ausgewertet, sondern im Einzelnen rekonstruieren können, wie aus dem ungesicherten und persönlichen Fallmaterial, das vorwiegend in Zeitschriften publiziert worden ist, durch textuelle Transformationen und neue mediale Rahmungen dieses Materials das als gesichert geltende Wissen der Kriminalpsychologie produziert wurde, das dann in Handbüchern, Monographien und Enzyklopädien präsentiert worden ist. Zugleich wurde aber auch die Interferenz von wissenschaftlichem kriminalpsychologischen Ansätzen und literarischen sowie populären Formen in den Blick genommen. Es konnte gezeigt werden, dass in der Frühphase der Kriminalpsychologie eine enge Relation und ausgeprägte Wechselwirkung zwischen literarischen und wissenschaftlichen Repräsentationsformen und Deutungsmustern zu verzeichnen ist, die sich besonders im Genre der Falldarstellung niederschlägt, die als hybride Textform nicht nur unterschiedlichste Transformationsprozesse durchlaufen hat, sondern als Bindeglied zwischen wissenschaftlichem, populärem und literarischem Wissen fungiert. Diese Verflechtung konnte vor allem in den verschiedenen Ausformungen des Diskurses über die Frage der Unzurechnungsfähigkeit rekonstruiert werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Der merkwürdige Totschlag des Bernhard Schimaidzig. Die gerichtspsychologische Karriere eines Falls von „Schlaftrunkenheit“ um 1800, in: Paradigmatische Fälle. Konstruktion, Narration und Verallgemeinerung von Fall-Wissen in den Geistes- und Sozialwissenschaften, hg. v. Ruben Hackler/Katherina Kinzel, Basel 2016, S. 87-105. (Itinera. Beiheft zur Schweizerischen Zeitschrift für Geschichte)
    Susanne Düwell
  • Anordnung und Rahmung von Falldarstellungen am Beispiel der gerichtspsychiatrischen Konstruktion des Falls Pierre Rivière, in: Aufführen, Aufzeichnen, Anordnen, hg. v. Céline Kaiser/Sophie Ledebur, Wiesbaden 2018, S. 237-255
    Susanne Düwell
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-658-20151-7_13)
  • Handbuch der Kriminalliteratur. Theorien – Geschichte – Medien, Stuttgart 2018
    Susanne Düwell/Andrea Bartl/Christof Hamann/Oliver Ruf (Hg.)
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1007/978-3-476-05430-2)
  • Denn nur das Einzelne ist wirklich : pädagogische, psychologische und kriminalpsychologische Fallsammlungen in Zeitschriften um 1800, Freiburg i.Br./Berlin/Wien (Rombach), 2019 = Litterae, 242 ISBN 978-3-7930-9947-5 . 687 S.
    Susanne Düwell
    (Siehe online unter https://doi.org/10.5771/9783968217277)
  • Verbrechen aus Leidenschaft. Unzurechnungsfähigkeit in gerichtlicher Psychologie und Literatur am Anfang des 19. Jahrhunderts, Berlin : Kulturverlag Kadmos Berlin, 2020. 266 S.
    Susanne Düwell (Hg.)
 
 

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