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Von ritueller Offenheit zur juristischen Vereindeutigung: Die Beziehung des Papsttums zu Normannen und Staufern in Süditalien (11.-13. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 281652222
 
Für die Geschichte Süditaliens sind die Beziehungen des Papsttums erst zu den normannischen Eroberern ab 1059, dann zu den normannischen Königen ab 1130 und schließlich zu deren staufischen Erben von 1194 bis 1268 von zentraler Bedeutung. Insbesondere in der deutschen Forschung gilt eine lehnsrechtliche Ausformung dieser Beziehung als gesicherte Erkenntnis. Zur Erklärung zentraler Ereignisse werden regelhaft die Normen eines systematisierten Lehnsrechts herangezogen, die Handlungsspielraum und -motivation der beteiligten Parteien bestimmt haben sollen. Seit Susan Reynoldsʼ Buch "Fiefs and vassals" hat die zuvor ungebrochene Dominanz lehnsrechtlicher Erklärungsansätze bei der Interpretation politischer Bindungen im Hochmittelalter jedoch an Überzeugungskraft verloren. Aufbauend auf dieser aktuellen Forschungsdiskussion wird unter Einbeziehung kulturgeschichtlicher Fragestellungen ein grundlegender Perspektivwechsel vollzogen. Die starren verfassungsgeschichtlichen Kategorien und Normen sollen durch Fokussierung auf die einzelnen in den Quellen überlieferten Kommunikationsvorgänge, welche sowohl verschriftlicht als auch in Form symbolisch-ritueller Praktiken greifbar sind, sowie durch konsequente Kontextualisierung der die Beziehung betreffenden Ereignisse überwunden werden. Durch diese neue Lesart wird eine Neubewertung des päpstlichen Verhältnisses zu den süditalienischen Herrschern erreicht werden. Auch ist zu untersuchen, welche Auswirkungen die zunehmende juristische Vereindeutigung im 12. Jahrhundert auf die Fremdwahrnehmung und Selbstdeutung der Beteiligten hatte; führte eine veränderte Wahrnehmung der bei früheren Zusammenkünften der beiden Parteien zu fassenden symbolischen Handlungen schon im 12. Jahrhundert zu einer retrospektiven Umwertung der Beziehung?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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