Die Künstler der Naturgeschichte. Eine Studie zur Kooperation von Zeichnern, Kupferstechern, Druckern und Naturforschern im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die hohe Bedeutung von Abbildungen und Tafelwerken für die Naturgeschichte, insbesondere die Botanik, des 18. Jahrhunderts ist gut etabliert; häufig betont wird dabei zudem der entscheidende Beitrag von i.w.S. Künstlern (d.h. Zeichner, Kupferstecher, Drucker, Verleger). Doch während wir inzwischen einiges über die beteiligten Naturforscher wissen, blieb die Gruppe der „Künstler der Naturgeschichte“ bisher wenig beleuchtet. Das vorliegende Projekt machte es sich zur Aufgabe, diese Gruppe und ihre Sozialstruktur, Ausbildungswege und Arbeitspraktiken spezifisch in den Blick zu nehmen und stärker als bisher zu konturieren. Im Fokus stand dabei der Kreis von Künstlern und Handwerkern um Christoph Jacob Trew (1695-1769), Stadtarzt und Naturforscher in Nürnberg; die Strahlkraft des Standorts wurde anhand seiner engen kommunikativen und personellen Verflechtung mit London und Kopenhagen untersucht. Der Blick richtete sich v.a. auf drei Bereiche: Ausbildungs- und Spezialisierungsstrategien naturhistorischer Künstler, Arbeitspraktiken und Abläufe in Werkstätten sowie Vernetzung und Mobilität der Akteure. Wie wir an konkreten Beispielen zeigten, nutzten naturhistorische Künstler handwerkliche, familiäre und akademische Ausbildungswege. Häufig wurden diese Zugänge kombiniert, Berufsfelder zu Produktion und Vertrieb der Tafelwerke wurden zudem oft in Personalunion bespielt. Der Blick auf das städtische Umfeld der Künstler und die umfangreichen Möglichkeiten der Schul- und Weiterbildung etwa in Nürnberg zeigte ihre z.T. starke soziale Stellung, als Teil einer Handwerks- und Funktionselite. Es zeichnet sich zudem ab, dass Abbildungen in anderen Wissensfeldern aus vergleichbar spezialisierten, aber ähnlich organisierten Werkstätten entstammten. Wie schon anderen Ortes gezeigt, waren die Werkstätten stark arbeitsteilig organisiert, in diesem Projekt wurden das Inventar um einige Figuren erweitert, die bisher kaum Erwähnung fanden, darunter Schriftstecher, Lektoren, Drucker, Setzer und Papierhändler. Schließlich wurde ausgehend von Nürnberg die erstaunlich hohe Mobilität von Akteuren, Praktiken und Objekten verfolgt, mit Schwerpunkten der Bewegung nach London und Kopenhagen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2016), Illuminierungspraktiken. Zur Handkolorierung naturhistorischer Tafeln des 18. Jahrhunderts, in: Karliczek, A. (Hg.), Farbe als Akteur und Speicher, Jena 2016, S. 101–129
Nickelsen, K.
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(2018), Image and Nature, in: Curry, H. A. / Jardine, N. / Secord, J. / Spary, E. (Hg.), Worlds of Natural History, Cambridge 2018, S. 221–236
Nickelsen, K.
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(2018), Johann Gottlieb Gleditsch und der zeichnende Gärtner. Botanische Abbildungen an der Berliner Akademie, ca. 1740-1780, in: Bleker, J. / Lennig, P. / Schnalke, T. (Hg.), Tiefe Einsichten. Das anatomische Theater im Zeitalter der Aufklärung, Berlin 2018, S. 55–69
Nickelsen, K.
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(2020), Die Künstler der Naturgeschichte: Eine Studie zur Kooperation von Kupferstechern, Verlegern und Naturforschern im 18. Jahrhundert, Ludwig-Maximilians-Universität München, 2020. 263 S:
Müller-Ahrndt, H.
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(2020), Trew und die Künstler. Naturgeschichtliche Praktiken botanischer Bildgenese“, in: Dickel, H. / Rautenberg, U. (Hg.), Sammeln, Forschen und Publizieren im Netzwerk der frühmodernen Gelehrtengemeinschaft. Der Nürnberger Arzt und Naturforscher Christ
Müller-Ahrndt, H.
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(2020), Zierrat und Nutzen. Die Plantae Selectae und andere botanische Tafelwerke des 18. Jahrhunderts, in: Dickel, H. / Rautenberg, U. (Hg.), Sammeln, Forschen und Publizieren im Netzwerk der frühmodernen Gelehrtengemeinschaft. Der Nürnberger Arzt und Na
Nickelsen, K.